Eisensubstitution bei gastrointestinalen Malignomen

Tang GH et al. Intravenous iron versus oral iron or observation for gastrointestinal malignancies: a systematic review. Eur J Gastroenterol Hepatol. 2019 Jul;31(7):799-808.

Malignome im Magen-Darmbereich verursachen in einem höhreren Anteil als andere Malignome Anämien. Patienten mit einer Magen oder Darmoperation werden zudem oftmals mehrmals operiert. Die perioperative Anämie ist auch bei diesen Patienten ein unabhängiger Risikofaktor. Orale Eisensubstitution ist oftmal bei diesen Patienten aus verschiedenen Gründen ineffektiv- reduzierte Absorption mit oder ohne Darmresektion/Bypass, die chronische Blutung und Entzündung, Malnutrition etc. Nun hat eine kanadische Arbeitsgruppe die Evidenz der mangelnden Effektivität der oralen gegenüber der intravenösen Eisentherapie überprüft - und zwar sowohl der präoperativen als auch postoperativen Gabe.  

Von 10 Studien zum Thema waren 3 kontrollierte, randomisierte Studien mit Kontrollgruppen (RCTs) und 7 Kohortenstudien; 6 zur präoperativen und 4 die postoperativen Eisensubstitution. Zur Eisentherapie bei kolorektalen Karzinom berichteten 6 Studien, 3 davon auch mit Magenkarzinombeteiligung und eine Studie ausschließlich zum Colonkarzinom.

In den 6 Studien zur präoperativen Eisengabe war der Hämoglobinspiegel (Hb) erwartungsgemäß signifikant höher mit der intravenösen Eisentherapie ohne Unterschied zwischen den Substanzen (p=0,08)(Hb-Differenz Einsensucrose 2,33g/dl, p=0,048 vs. Kontrolle; Eisendextran 2,20 g/dl,p=0,034). In der RCT von Keeler et al. wurde ein Hb Anstieg von 1,55 g/dl mit intravenöser Gabe gegenüber einem von 0,5g/dl mit oralem Eisen als auch einen um 0,9g/dl höheren Hb am Tag der Operation erreicht. Die präoperativ erreichte Steigerung des Hb mit i.v.-Eisen von 1,5g/dl vs. 0,5g/dl (p<0,0001) mit Standardtherapie erhöht sich bis zu einem Monat postoperativ (3,1g/dl vs. 1,5g/dl, p<0,0001) (Calleja et al.). Die postoperative Therapie mit intravenösem Eisen führte zu einem um 0,6g/dl höheren Hb bei Entlassung, um 1,1g/dl und 0,6-0,8 g/dl gesteigerten Hb nach 3 und 6 Monaten.

Die präoperative i.v. Eisentherapie führte  einigen Studien zur verringerten Transfusionrate (Patienten, die überhaupt transfundiert werden mussten) von 9% gegenüber 44% mit oraler Eisentherapie, ihn anderen nicht signifikant. Die präoperative Behandlung mit oralem Eisen erhöhte die Anzahl der benötigten Konserven in einer Studie drastisch von 3 auf 25 Einheiten (Alexander et al.). Die postoperative Behandlung erbrachte in keiner der Studien einen signifikanten Unterschied  zwischen oraler und intravenöser Substitution hinsichtlich des Transfusionsbedarfs.

Insgesamt ein Artikel eher mäßiger Qualität aufgrund der mäßigen Datenqualität- kleine Fallzahlen der Studien, erhebliche Heterogenität, einige mit kritischem Bias und mehr. Zumal er an der bisher gehegten Vermutung nichts ändert, dass die intravenöse Eisentherapie gerade bei Malignomen im Gastrointesinalbereich besonders sinnvoll und der oralen Gabe überlegen ist. Warum sich das bei der postoperativen Therapie nicht im Transfusionsbedarf niederschlägt, scheint ebenfalls einleuchtend: Transfundiert wird hauptsächlich intraoperativ und gelegentlich auf Intensiv.

Fazit- präoperative intravenöse Anämietherapie auch beim Colocarzinom effektiver als die orale Verabreichung

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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