Erste Antikörpertherapie aus Rekonvaleszenten-Plasma bei Covid-19

Shen C, et al. Treatment of 5 Critically Ill Patients With COVID-19 With Convalescent Plasma. JAMA. 2020;323(16):1582-1589. doi:10.1001/jama.2020.4783.

In dieser Fallserie mit n=5 Covid-19 Patienten wurde erstmalig Rekonvaleszentenplasma zur Therapie des schweren Krankheitsverlaufs von Covid-19 eingesetzt. Bisher gab es einzelne Erfahrungsberichte zu SARS und Influenza, eine Studie mit 80 Patienten mit SARS-CoV und eine erfolgreiche Fallserie bei n=20 H1N1-Patienten. Behandelt wurde damals meist mit einer Einzelapplikation (250ml).

Die Autoren berichten in ihrem Artikel vom 27.3. über eine Behandlungsdauer von 12 Tagen und einer AB0-kompatiblen (4 x Gruppe B(!), einmal A) Plasmatransfusion (2x 200-250ml, max 400ml) am selben Tag der Spende vom Covid-19-Rekonvaleszenten.

Die Spender waren zunächst Covid-19 positiv getestet worden, 11-13 Tagen stationär gewesen, dann aber genesen und mindestens asymptomatisch seit min. 10 Tagen. Im Serum war keine Virus-RNA mehr nachweisbar und SARS-CoV-2– spezifische ELISA-AK-Titer mussten über 1:1000 und der neutralisierende Antikörpertiter über 40 liegen. Natürlich sollten auch die Tests auf andere respiratorische Viren, HIV, HBV und HCV negativ sein.

Patientenkollektiv: Die Kriterien für die experimentelle Behandlung im Rahmen eines Studiendesigns mit dem Konvaleszentenplasma waren (1) Schwere Pneumonie in rascher Progression und kontinuierlich hoher Viruslast trotz antiviraler Begleitmedikation; (2) Horowitz-Index PAO2/FIO2 of <300 14; und (3) Beatmungspflichtigkeit. Die 5 Patienten waren zwischen 36 und 73 Jahre alt, 3 Männer, 2 Frauen. Sie waren alle zwischen 10-22 Tagen nach Aufnahme und bisher mit Virustatika und Steroiden behandelt, einer davon afebril. Der durchschnittliche Organschaden, gemessen anhand des SOFA-Score, war bei allen bis auf einer/m Patienten/in niedrig. Die durchschnittliche Schwere der Lungenschädigung war bei drei Patienten leicht (Horowitz-Index von 200-300) und bei 2 Patienten moderat (<200), lediglich ein Patient mit den pathologischsten Labor-Werten für die Entzündungsaktivität Procalcitonin, Interleukin 6 und C-reaktives Protein erhielt ein Lungenersatzverfahren (Extrakorporale Membranoxigenierung (ECMO)) zum Zeitpunkt der Plasmatherapie.

Nach der Transfusionstherapie mit Rekonvaleszentenplasma sank die Viruslast im Blut (gemessen mit der PCR anhand der cycle threshold value (Ct) innerhalb von 24 Stunden und wurde bei allen Patienten innerhalb 12 Tagen negativ. Der SOFA-Score und die Körpertemperatur sanken und die Lungenfunktion verbesserte sich (gemessen mit dem Horowitz-Index). Die IgG- und IgM-Spiegel im Serum der Patienten stiegen im Laufe der Beobachtungszeit bei 4 Patienten weiter an. Von 5 beatmeten Patienten konnten 3 von der Beatmung entwöhnt werden und verließen das Krankenhaus nach ca. 51-55 Tagen nach Hause. Die 2 restlichen Patienten waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung stabil und noch beatmet, der eine konnte jedoch von der ECMO entwöhnt werden.

Das sind erste ermutigende Berichte über eine vielversprechende Therapieform für Patienten, die ein mittelschwere Symptomatik aufweisen.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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