2 Drittel aller Intensivpatienten sind anämisch bereits bei Aufnahme auf die Intensivstation (ICU). Die Anämie bei Aufnahme ist nicht nur mit einem schlechteren Behandlungs3rgebnis ("Outcome") verbunden, sondern auch mit einer Entlassung der Hälfte aller Patienten in anhaltender Blutarmut nach einem Jahr. Die Verzögerung der Erholung ist eine weitere negative Begleiterscheiniung der Anämie nach ICU-Aufenthalten.   Mit Erythropoetin kann die Anämie auch bei Intensivpatienten behandelt werden, mit positiven Effekten auf die Mortalität. Die größte Cochrane Meta-Analyse 2017 inkludierte nahezu 1 Mio. Patienten (n=930470) aus 34 Studien (25 RCTs und 9 Observationen fand eine nahezu um ein Viertel ((RR) 0.76 (0.61–0.92) reduzierte Mortalität. 

Da die Daten der eingehenden Studien bereits über 15J alt waren und die Epo-Therapie von nicht mehr aktuellen Intensivtherapien begleitet wurde, hat die Europäische Gesellschaft für Intensivmedizin (European Society of Intensive Care Medicine ESICM) die Epo-Therapie der Anämie des Intensivpatienten nicht in ihre Empfehlungen übernommen. Eine aktuelle Studie ist aber nicht gleich durchführbar, da man nicht annehmen kann, dass der Effekt von früher sich auch noch heute in gleicher Größe wiederholen lässt.

Sigismond Lasocki und seine Studiengruppe aus Angers in Frankreich haben daraufhin eine Feasability-Studie durchgeführt, um zu testen, wieviel Patienten man einschließen muss, wie sich die Rekrutierung gestaltet und welche Endpunkte erforderlich sind.

In nur 5 Monaten wurden in drei französischen Zentren 124 Patienten rekrutiert, randomisiert in die Behandlungen mit 3 Injektionen Epo oder Placebo  aufgeteilt und für 90 Tage nachverfolgt. Eiseninfusionen wurden in beiden Gruppen verabreicht.

Ähnliches hatte die INTACT-Studiengruppe bereits letztes Jahr für die Eisentherapie der Intensivpatienten als Feasability -Vorbereitung publiziert ( BJA 2022 Feb;128(2):272-282.)

Damit dürften nun die Grundlagen gelegt sein, dass die Anämietherapie des kritisch Kranken mit EPO als auch Eisen demnächst auf einer aktuellen Datengrundlage beurteilt werden kann. Sind wir mal gespannt, mit welchen Dosen, Effekten und Kostennutzen.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch