Erythrozytenkonzentrate von rauchenden Blutspendern sind Schadstoff-belastet

Boehm et al. Toxic elements in packed red blood cells from smoker donors: a risk for paediatric transfusion? Vox Sang. 2019 Oct 17. doi: 10.1111/vox.12854. [Epub ahead of print]

Raucher sind bislang nicht von der Blutspende ausgenommen. Allerdings sind auch im zirkulierenden Blut Schadstoffe und Veränderungen durch das Rauchen bekannt. Sind die nach der Transfusion von Erythrozytenkonzentraten (EK)  nicht mehr nachweisbar anteilig nicht relevant?

Dabei ist die Altersgruppe der Frühgeborenen unter den Empfängern von EKs diejenige, die in Relation zu ihrem Blutvolumen die höchsten Volumina erhält und meist auch mehrfach transfundiert wird. Dieses Hochrisikokollektiv ist zudem aufgrund der Organunreife besonders sensibel für Schadstoffe. Um die Alloimmuniziernug als Reaktion auf verschiedene Spender zu  minimieren, wird die Blutspende eines Spenders in mehrere Kinderportionen aufgeteilt und nacheinander verabreicht. Ist dieser Spender aber ein Raucher, kumuliert die Schadstoffbelastung potenziell bei einem dieser schwerkranken und untergewichtigen Kinder in relvantem Ausmaß. Kohlenmonoxid als einer der wohl relevantesten Gifte bei Rauchern verringert die Sauerstofftransportkapazität. Weitere Stoffe sind Ammoniak, Ketone, Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolei. Aber ist der Schadstoffgehalt einer Blutspende von einem Raucher überhaupt so groß?  Das hat nun eine brasilianische Studie erstmals geklärt.

Bei einer prospektiven und gematchten Observationsstudie wurden die Kinderportionen der Konserven von 36 Rauchern (R)(< 20 Zigaretten am Tag) mit denen von 36 Nichtrauchern (NR) gleichen Alters und Geschlecht verglichen.  Das Kohlenmonoxid-beladene Hämoglobin (COHb) war im Mittel auf das 14-fache erhöht (NR 0-4% vs. R 6-14%) und betrug bei 9 von 36 Rauchern über 9%. Der COHb nahm mit der Abstinenz vor der Spende bis auf 75% nach 12 Stunden ab (r = -0625; P < 0,001). Kadmium-, Mangan-, Molybdän- und Blei-Konzentration waren in den Raucherkonserven ebenfalls erhöht, jedoch ohne Korrelation zum COHb. Arsen und Quecksilber waren nicht nachweisbar, Chrom und Nickelgehalt nicht unterschiedlich zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Die relevanten Spurenelemente Eisen-, Kupfer-, Selen- und Kalziumgehalt waren beim Raucher erniedrigt.

Das belegt die potenzielle Gefahr für das Kollektiv der Frühgeborenen, bei denen die wiederholte Transfusion zur Gefährdung führen kann. In der Tat findet sich jedoch nur ein  Fallbericht der Gefährdung eines 14 monate alten Kleinkind druch den erhöhten COHb -Gehalt einer Raucherkonserve. Die potenziell toxischen Blei- oder Kadmiumspiegel sind bislang unbedenklich transfundiert worden. In dieser Studie sind natürlich keine Blutpsiegel bei Empfängern gemessen worden. Allerdings errechnet sich die Verabreichung von 2,88µg Blei durch eine Kinderkonserve.

Die Autoren fordern deshalb eine Kennzeichnung von Raucherkonserven und /oder eine Messung des Schadstoff- und COHb -Gehalts, oder einen Ausschluss von Rauchern von der Blutspende.

Pubmed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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