Versorgung von Polytraumen nach der Leitlinie reduziert Mortalität und Massivtransfusion

Stein. P et al. Change of transfusion and treatment paradigm in major trauma patients. Anaesthesia. 2017 Nov;72(11):1317-1326. doi

Die Implementierung einer Instituts-Leitlinie in Anlehnung an die europäische Polytrauma-Leitlinie halbiert den Transfusionsbedarf und die Mortalität! Diese erfolgreiche Bilanz der Universitätsklinik in Zürich bei schwerer verletzten Erwachsenen ist jetzt in Anaesthesia nachzulesen:

Ein Vergleich mit einer Drei-Jahres-Periode 2005-2007 mit der von  2012-2014 ergab bei gleicher Verletzungsschwere einer reduzierte Inzidenz von Massivtransfusion (3.7% vs. 7.5%). Ebenso war der Anteil von Transfundierten deutlich geringer, sowohl in der Notaufnahme (EK 43% vs. 17%; FFP 31% vs. 6%, respectively) als auch nach 24 h (EK 53% vs. 27%; FFP 37% vs. 16%). Der Verbrauch an Tranexamsäure und Gerinnungsfaktorkonzentrat XIII war dafür deutlich erhöht. Die Gesamt-Mortalität sank von 33% auf 22% (Adj. OR 0,38 (0,22-0,65); p< 0,001). Nach 24 h war die Mortalität von 17% auf 10% reduziert (Adj. OR 0,23 (0,01-0,54); p= 0,001)

Bestandteile der Leitlininie waren die Elemente ziel-gerichtetes Gerinnungsmanagement mit POCT; Aufnahme in spezilaisierte Traumazentren; Ganzkörper-CT-Scan bei Aufnahme; Damage Control Chirurgie; permissive Hypotension; restriktiver Volumenersatz und prophylaktische Verabreichung von Tranexamsäure (zum open access PDF der vierten Ausgabe der europäischen Leitlinie 2016). 

Vor allem das POCT gesteuerte Gerinnungsmanagement und die stringente Beachtung der Rahmenbedingungen (chirurgischen Blutstillung, Körpertemperatur und Säure-Basenhaushalt) sind wesentliche Eckpfeiler des Konzepts. Die Permissive Hypovolämie ist solange sinnvoll wie die Blutungsquelle noch nicht endgültig versorgt ist (Zitat D. Spahn: "Gerinnungsfaktor LOCH")  

Es ist eine der wenigen Überprüfungen, ob eine Leitlinie überhaupt den gewünschten Effekt hat. Beachtenswert ist die Zeitspanne, die die Autorengruppe um D. Spahn gewählt hat, um den Effekt nachzuweisen. Wohl anzunehmen, dass es tatsächlich beinahe 10 Jahre dauert, bis eine Leitlinie und all ihre Teilelemente etabliert sind. 

PubMed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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