FlinTIC: Prähospitaler Einsatz von Fibrinogenkonzentrat beim blutenden Unfallopfer

Ziegler B et al. Efficacy of prehospital administration of fibrinogen concentrate in trauma patients bleeding or presumed to bleed (FIinTIC):... Eur J Anaesthesiol 2020 Oct 28 doi: 10.1097/EJA.0000000000001366.

Was bringt der frühzeitige Fibrinogeneinsatz bei blutenden Traumaopfern?

In einer Pilotstudie aus Österreich, Deutschland und Tschechien wurden randomisiert 67 Unfallopfer (davon 33 Placebo) zwischen 2011 und 2015 am Unfallort oder auf dem Hubschraubertransport mit Fibrinogen behandelt. Damit sollte das Auftreten der Trauma-induzierten Koagulopathie bei Eintreffen im Schockraum verhindert werden

Das primäre Studienziel war die viskoelastisch als FIBTEM MCF gemessene Clotstabilität vor und nach der Medikation.

Die Zeitspanne zwischen Trauma und Verabreichung des Firbrinogenkonzentrats bzw. Placebo betrug 45-50 min. Zwischen der Verabreichung bis zum Eintreffen im Schockraum einer Dosis von 50mg/kg verging im Mittel 24-26 min min, der Zeit zwischen Eintreffen des Rettungsteams am Unfallort und des Patienten im Schockraum. Bei der Intention-to-treat-Auswertung wurden n=28 Verum- gegenüber n=23 Plazebopatienten verglichen. 

Nur 15 min nach dem Verabreichungszeitpunkt fanden sich statistisch signifikante Unterschiede bei der maximalen Clotfestigkeit MCF im FibTEM, die restlichen Zeitpunkte bis zu 7 Tage danach waren ohne signifikanten Unterschied. Trotzdem hatte sich initial die mittlere FIBTEM MCF in der Placebogruppe zwischen den Verabreichungszeitpunkten um  12.5 [IQR 10,5 - 14] mm auf 11 [9,5 - 13] mm (p = 0,0226) verringert, aber in der Fibrinogengruppe von  13 [11 - 15] mm auf 15 [13,5- 17] mm (p = 0,0062) angestiegen. Die mittlere Differenz zwischen den Gruppen der FIBTEM MCF-Änderung war 5 [3 - 7] mm (P < 0,0001).

Nach der Aufnahme erhielten beide Gruppen gleich Volumenersatzmittel, Gerinnungs- und Blutprodukte; lediglich die Verumgruppe erhielt statistisch mehr Kolloidale in den ersten 24h. Über den 7 Tage-Beobachtungszeitraum wurde in der Mixed-Effekt-Modellierung ein mittlerer Unterschied von 2,35 mm (95%CI 0,43-4,26, p<0,0177) gegenüber Placebo errechnet. Mit diesem deutlichen Effekt, konnte der mittlere Fibrinogen-Plasmaspiegel in der Fibrinogengruppe über 2.0 g/l gehalten werden, ein Wert den die Autoren gemäß der europäischen Traumaleitlinie als kritischen Schwellenwert definiert hatten. 

Mann mag es verwunderlich finden, dass die Unterschiede bemerkenswert sind: Es erscheint klar, dass man auf die intravenöse Verabreichung eines Medikaments einen Effekt messen kann. Die Autoren argumentieren, dass die frühe Gabe das Abrutschen des kritischen Fibrinogenspiegels verhinderte und damit die TIC verringert oder unterbunden werden könnte. Das aber konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden. Durch das Studiendesign vorgegeben konnten leider nicht so viele Patienten eingeschlossen werden, dass Outcomeparameter möglicherweise verglichen hätten werden können. 

Pubmed

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