NEJM-Dezember 2011 FOCUS-Trial: restriktiver postoperativer Transfusionstrigger

Auch bei erheblichem kardiovaskulären Risiko und beim älteren Patienten in der Unfallchirurgie ist eine restriktive Transfusionstrategie zu empfehlen- das ist nun im New England Journal of Medicine seit Dezember 2011 als FOCUS-Trial publiziert: Ähnlich wie bei Intensivpatienten ist ein liberaler Transfusionstrigger auch postoperativ nach traumatisch bedingten Schenkelhals- oder proximalen Femurfrakturen nicht von Vorteil. Die denkbare Begründung, bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko das Sauerstoffangebot mit Erythrozytentransfusionen zu erhöhen, ist damit vermutlich auch in der Orthopädie und anderen Bereichen nicht mehr haltbar.

Bei der internationalen Multizenterstudie aus den USA und Canada hatten 47 Zentren teilgenommen und 14 438 Patienten waren gescreent worden. Das mittlere Alter betrug 81,6 Jahre. In der liberalen Gruppe wurde ein Erythrozytenkonzentrat transfundiert, wenn der Hämoglobinspiegel unter 10 g/dL fiel. In der restriktiven Gruppe erhielten Patienten nur dann ein Erythrozytenkonzentrat, wenn der Hämoglobinspiegel unter 8,0 g/dL abfiel oder Anämiesymptome auftraten. Die postoperativen Hämoglobinspiegel waren ab dem ersten postoperativen Tag im Median über 1g/dL verschieden, in der restriktiven Gruppe am 1. und 2. Tag unter 9 g/dL und bis zum 7. Tag nicht über 10g/dl; in der liberalen Gruppe ab dem ersten Tag im Median immer über 10g/dl. 

Während nur 41% der restriktiven Gruppe überhaupt Blut erhielten (Median 0 Einheiten), erhielten alle Patienten in der liberalen Gruppe Fremdblut (2 ,0 (Median) Einheiten). Die Mortalität (30 und 60 Tage  liberal 5,2% vs. restriktiv 4,3%) als auch die Rate an Angina pectoris und Myokardinfarkt (liberal 4,3%  vs. restriktiv 5,2% ) sowie die Krankenhausverweildauer waren gleich in beiden Gruppen. Die liberale Gruppe wurde als ohne deutlichen klinischen Benefit (innerhalb der ersten 60 Tage)  mit Fremdblut versorgt.

Somit ist nach dem TRICC-Trial von Hebert et al. (NEJM 1999) für Intensivpatienten ein weiterer Beleg für die retriktive Transfusionstrategie, selbst für ältere Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko und traumatischer Hüftgelenkschirurgie, gefunden worden.  http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1012452

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