Säuglings- und Neugeborenentransfusion über kleine Zugänge

Gniadek TJ et al. Mechanical hemolysis in pediatric patients associated with rapid transfusion and one‐way valve. Transfusion 2018, ePub ahead of Print, doi:|https://doi.org/10.1111/trf.14554

Bei Säuglingen, Neu- und Frühgeborenen werden Erythrozytenkonzentrate oftmals in Volumina von wenigen ml notwendig. Die Verabreichung mit einer Spritze durch kleinlumige Zugänge über ein Rückschlagventil ( bei dem die Flussrichtung nur in einer Richtung möglich ist) kann Hämolyse verursachen. Die Autoren um Gniadek berichten über eine Fallserie von 4 Patienten im Alter von 2 Wochen bis 14 Monate und 4-10kg KG, bei denen eine Hämolyse nach der Verabreichung von Erythrozytenkonzentrate aufgetreten ist. Alle waren mit kleinlumigen venösen Zugängen eines Kalibers von 22G oder gar 24 G ausgestattet, über die das Blut mit einer 20 ml-Luerlock-Spritze und einen Dreiwegehahn mit einem Rückschlagventil verabreicht wurde.   Da immunologische Ursachen der Hämolyse ausgeschlossen worden waren und die Fälle sich zeitlich gehäuft nach der Einführung des Ventils ereignet hatten, wurde eine mechanische Ursache des Phänomens vermutet.

An frischen bestrahlten und gewaschenen Erythrozytenkonzentraten  wurde mit einem Versuchsaufbau getestet, ob sich die mechanische Hämolyse durch eine Injektion des Blutes regelhaft provozieren ließ. Verwendet wurden gleichfalls die Spritzen, Dreiwegehähne und das Rückschlagventil an großlumigen 16 G oder aber kleinlumigen 24G Venenkathetern. Das Blut wurde mittels Dreiwegehahn über ein Transfusionsbesteck in die Spritze angezogen und dann entweder schnell manuell oder langsam mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 2ml/min mittels Perfusorpumpe injiziert. Die auftretende Hämolyse in vitro wurde durch die Messung des freien Hämoglobingehalts als auch durch die Plasmaverfärbung beurteilt. Gemessen wurde nach Variation der möglichen Hämolyse-provozierenden Mechanismen: Waschen, Lumen des aufnehmenden Katheters, Einweg-/Rückschlag-Ventil (Die Autoren hatten 2 verschiedene Rückschlagventile getestet (Baxter, Edwards Lifescience)) und Injektionsgeschwindigkeit nach Injektion von 4,5 ml Erythrozytenkonzentrat.

Das Waschen verursachte eine geringe Lyse: Es erhöhte das freie Hb von 69 auf 146g/dl (p=0,028) , ohne dass der Hämatokrit (Hkt) unterschiedlich war (56,1 vs. 56,8%, p= 0,834). Das geringe Lumen des Katheters einschließlich die Präsenz des Rückschlagventils provozierten bei langsamer Injektionsgeschwindigkeit keine signifikante Hämolyse in Bezug auf Hkt, freies Hb oder Plasmatrübung. Bei "schneller" Injektionsgeschwindigkeit (1,43 +/- 0,49 ml/sec) in ein System mit Rückschlagventil ließ sich zuverlässig in allen Versuchen eine Hämolyse provozieren, unabhängig davon, ob gewaschen wurde oder durch einen großlumigen Katheter verabreicht wurde.

Die Korrelationen der Injektionsgeschwindigkeit mit der Hämolyse waren beim großen Gefäßlumen (16G) nicht signifikant, beim kleinen Gefäßlumen (24G) nur bei schnellerer Injektionsgeschwindigkeit. Der Einfluss des Rückschlagventils auf die Hämolyse korrelierte für gewaschenes und ungewaschenes Konservenblut signifikant. 

Für die klinische Praxis relevant ist, dass die langsame Injektionsgeschwindigkeit auch beim kleinlumigen Katheter und durch ein Rückschlagventil nur minimale Hämolysegefahr beinhaltet.

Dennoch wirft diese scheinbar einfache Studie Fragen auf, da vermutlich der Shearstress im engen Katheter oder der Venturi-Effekt im Rückschlagventil die Schädigung der Erythrozytenmembran verursacht: Wie sicher ist die Hochgeschwindigkeitsinfusion beim Erwachsenen mit Druck im Schock mit Druckinfusionsgeräten wie dem Level1?

Bleibt nur eines- wenn immer es geht: Langsam, ohne Druck, in großlumige Zugänge und ohne Rückschlagventil transfundieren.

Pubmed 

Für Sie gelesen von T. Frietsch

Zurück