Prophylaktische Thrombozytentransfusion- ein Update

Wandt H, Schäfer-Eckhart K, Greinacher A Thrombozytentransfusion bei hämatologischen und onkologischen Patienten sowie bei Operationen. Dtsch Arztebl Int 2014; 111:809-15

 

 

Die Autoren um A. Greinacher aus Jena haben Ende November einen guten Artikel im Ärzteblatt über die Sinnhaftigkeit der prophylaktischen Thrombozytentransfuson veröffentlicht. Laut PEI sind 75% im hämatoonkologischen und 25% im chirurgischen Kollektiv verabreicht worden, bis zu 40% ohne Notwendigkeit nach den geltenden Hämotherapie-Leitlinien von 2008!  Diese sind gerade für Thrombozyten sehr differenziert und komplex. Eine Vereinfachung und Aktualisierung aufgrund der neuen kontrollierten Studien könnte zur effektiveren Umsetzung beitragen.   

Für die prophylaktische Transfusion in der Hämatologie enthält die aktuellste Version der Querschnittsleitlinien von 2008 auf dem Boden einer einzigen Studie eine zurückhaltende Indikationsstellung bei der chronischen Thrombopenie (außer der Immunthrobozytopathie) bis zur Untergrenze von 5000 Thrombozyten/µl. Bei den akuten Thrombopenien gilt eine Untergrenze von 10 000 Thrombozyten/µl, bei klinischer Instabilität (Fieber, Leukozytose, Nekrosebereiche, plastischer Gerinnungsstörung) bereits ab einem Thrombozytengrenzwert von 20 000 Thrombozyten/µl. Unter Einbezug von neuen aussagekräftigen kontrollierten Studien zum Thema (Wandt et al. Lancet 2012; 380: 1309-16; Stanworth et al. N Engl J Med 2013; 368: 1771-80) kann eine therapeutische Transfusion (bei Blutungen) bei fast allen Thrombozytopathien nicht empfohlen werden, da sich die Inzidenz an schweren Blutungen durch die prophylaktische Transfusion nicht signifikant verringern lässt. Lediglich bei der akuten Leukämie sollte aufgrund von häufigen Blutungskomplikationen in diesem Kollektiv eine Thrombozytentransfusion unter 10 000 Thrombozyten/µl erfolgen. Der Verbrauch an Thrombozytenkonzentraten lässt sich bei Beachtung dieser Empfehlung um ein Drittel verringern (allerdings bestand in den Studien der Trend zu vermehren Transfusion von EKs).  

In der Onkologie ist ein risikoadaptiertes Vorgehen anhand eines Scores (Publikation im Ärzteblatt Kasten 1) in Anlehnung an eine ältere Studie (Elting et al. Cancer 2002; 94:3252-62) nach wie vor für die prophylaktische Transfusion ab einem ScoreWert >4 bei 20 000 Thrombozyten/µl, <4 erst ab 5 000- 10 000 Thrombozyten/µl empfohlen. Die geltenden Empfehlungen für die perioperative Thrombozytentransfusion wurden lediglich aus Praktikabiitätsgründen auf eine Untergrenze von 50 000 Thrombozyten/µl vor größeren UND neurochirurgischen (anstatt 70 000 bis 10 000 Thrombozyten/µl,= Eingriffen und kleineren Eingriffen auf > 20 000 Thrombozyten/µl korrigiert- hier lagen keine neueren Studien vor. Vor ZVK-Anlagen und Spinalpunktionen sind prophylaktische Transfusionen nicht empfohlen. Die Thrombopenie bei Intensivpatienten (5-10% aller Intensivpflichtigen) geht mit einer erhöhten Mortalität einher, die Korrektur verbessert die Prognose nicht. Die Empfehlung der "Sepsis Surviving Campaign" der prophylaktischen THrombozytentransfusion in der Sepsis (Dellinger et al. Intensive Care Med. 2013; 39: 165-228) unter 20 000 Thrombozyten/µl wurde von den Autoren mangels Evidenz nicht unterstützt.

Insgesamt ein sehr guter Artikel zu den Empfehlungen der Thrombozytentransfusion, der einiges vereinfacht und aktualisiert.

T. Frietsch 

 

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