"IAKH Hemotherapy Slam"

Die neusten und aktuellsten Publikationen in Ultrakurzform als Tabelle

24.5.22 MacManus H et al. Risk of variant Creutzfeldt–Jakob disease transmission by blood transfusion in Australia. Vox Sang 2022 24 May https://doi.org/10.1111/vox.13290. Computersimulation aufgrund der bekannten Daten der ersten Welle in den UK 1980-96, aktuelle Prävalenzdaten in UK, Spenden von Reisenden oder Ex-UK-Bürgern, Errechnung der präsymptomatischen Fälle unter Berücksichtigung der langen Inkubationszeit nach Genotyp und Alter. Das Kontaminationsrisiko einer Konserve beträgt demnach 1:30 Mio, das Risiko der Übertragung 1: 389 Mio und das Risiko für eine klinisch apperente Erkrankung beim Empfänger 1:1450 Mio. Von den weltweit bekannten 233 Fällen von vJcV sind nur 3 durch Blut-Übertragung verursacht, alle in UK durch nicht-leukozytendepletierte Konserven. Leukozytendepletion verringert heutzutage das Infektionsrisiko nahezu vollständig. Mit 1:389 Mio ist die Übertragsungswahrscheinlichkeit extrem selten, seltener als ein Lottogewinn, dass der tatsächlichen Erkrankung nahezu ausgeschlossen. Es ist zu erwarten, dass der Spenderausschluss für BSE-Exponierte UK Bürger und Reisende fallen wird. Endlich haben wir einen Hinweis, in welchem Risikobereich sich eine eventuelle Übertragung der Prioren bei einer 2. Infektionswelle einordnen lässt, werden Blutspender aus den UK tatsächlich weiterhin von der Blutspende ausgeschlossen. Das ist aber eher nicht zu erwarten, weil Blutkonserven immer wieder knapp sind.
16.5.22 Gallian P et al. Reduced neutralizing antibody potency of COVID-19 convalescent vaccinated plasma against SARS-CoV-2 Omicron variant. Vox sang 16 May 2022
https://doi.org/10.1111/vox.13279
Rekonvaleszentenplasma wird ein einem Laborexperiment auf spezifische Anti-COV2 IgG-Anti-S1 und Anti-N AK mittels ELISA untersucht und quantifiziert. Neutralisierende AK wurden gegen die Beta-1 und eine französische Omikron Variante getestet. Die anti-Omikron AK waren deutlich geringer als die anti-B2 AK. Die Höhe der AntiN und Anti S1 gegen Omikron korrelierte miteinander. RKP mit niedrigen anti-S1 Titern (< 7000 BAU/ml) hatte eine vernachlässgbare neutralisierende Wirkung auf die Omicron Variante. Nur hoch potente RKPs mit hohen Anti-S1 Titern (vor Nov 21 gespendet?) sind gegen Omikron wirksam. Geimpfte und an Omikron erkrankte Spender haben die höchsten AK Spiegel und sind als Spender derzeit zu bevorzugen.            
13.5.22 Bosboom JJ et al. Autologous red blood cell transfusion does not result in a more profound increase in pulmonary capillary wedge pressure compared to saline in critically ill patients: A randomized crossover trial. Vox Sang 2022 May 13.doi:10.1111/vox.13292. Online ahead of print. Pubmed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35560234/ Klinische Crossover-Studie an einer kleinen Anzahl von herzchirurgischen Patienten mit Vorerkrankungen, n=16, mittleres Alter 68J, Einfluss von 1 Einheit /300ml autologem Vollblut, nicht leukozytendepletiert versus 300ml NaCl 0,9% über 10ml/min infundiert. Gemessen wurde PCWP, der Effekt auf den passive Leg Raise Test, Hb und weitere Parameter. Das intraoperativ gewonnene Vollblut wurde auf der Intensivstation den normovolämen Patienten verabreicht und veränderte den PCWP genauso wenig wie Kochsalzlösung (ΔPCWP 0,4+/- 0,4 mmHg vs.0,1 +/- 0,4 mmHg, p=0,74). Die Studie legt in Bestätigung der ARDS-fördernden Effekte von Fremdblut versus Kochsalz (PROPRR Robinson 2018. Shock. 2018;50(3):258–64) nahe, dass das Lungenödem nach Transfusionen TACO oder TAD hauptsächlich auf ein inflammatorisches Ödem und kardiologische Ursachen nach Fremdbluttransfusion zurückzuführen ist, aber bei autologem Blut ausbleibt. Leider ist die Fallzahl klein, der gemessene Effekt klein und die Fremdblut-Gegenprobe ausgeblieben. Eine spannende Theorie, die sich aber in weiteren und größeren Studien noch bestätigen muss.
25.4.22 Tamajo-Velasco A et al. ABO Blood System and COVID-19 Susceptibility: Anti-A and Anti-B Antibodies Are the Key Points. Front. Med. 9:882477. doi: 10.3389/fmed.2022.882477 Free Access https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9081929/pdf/fmed-09-882477.pdf Mini-Review über den Einfluss der Blutgruppeneigenschaften des A,B,0-Systems auf die Infektanfälligkeit einer Covid-19-Virusinfektion Die Anwesenheit von Anti-A-IgM und IgG-AK kann die Interaction zwischen dem S-Protein des Covid-19-Virus und dem ACE 2 Rezeptor der Endothelzelle bei einem Patienten der Blutgruppe 0 hemmen. Aber es gibt keine direkte molekulare Interaktion zwischen den Blutgruppen AK und dem Virus. Die natürlichen AK und hohe Titer an IgG Anti-A-AK der Blutgruppe 0 beeinflussen sowohl die Anfälligkeit und Erkrankungsschwere von Covid-19. Ältere Menschen regulieren ihre ACE 2 Rezeptoren herauf und reduzieren ihre AK-Produktion, was selbst bei BG 0 zu einer vergleichsweise höheren Anfälligkeit führt. Ein schöner Artikel mit guter Illustration zum Verständnis, aber er erklärt auch, dass die genauen Interaktionen noch nicht bekannt sind.
26.6.22 Gelbard GB et al. Over-transfusion with blood for suspected hemorrhagic shock is not associated with worse clinical outcomes. Transfusion 2022 Jun 26.
doi: 10.1111/trf.16978. Online ahead of print.
Retrospektive Studie bei Traumata die unnötigerweise nach Aktivierung des Massivtransfusions-Protokolls (MTP) in Birmingham, Alabama, USA 1 bis 3 Eks bekamen, obwohl keine sehr schwere Verletzung/Blutung (ISS 18) vorlag. In dieser klinik wurden von ca. 13 000 Traumata ein Viertel transfundiert und bei einem Drittel das MTP aktiviert. Die Autoren fanden bei den Mitte 30 Jahre alten leicht Traumatisierten (n=326) keinen negativen Effekt von 1 bis 3 EKs. Verglichen wurden dabei zu Patienten ohne EKs (n=207), zu der Gruppe von 4 bis 9 EKs (n=389) oder einer Gruppe mehr als 10 EKs (n=270). Im 4- Gruppenvergleich hatten die Autoren den Schluss gezogen, dass die nur wenig Transfundierten "...a very low incidence of any complication ..." hatten. Der Unterschied zur nicht transfundierten Gruppe ging komplett unter, dabei hatten die Nichttransfundierten keine wesentlich leichtere Verletzungsschwere (ISS 15), aber eine meist noch geringere Komplikationsrate, die im 2-Gruppenvergleich bedeutsam gewesen wäre. Hier sollte das Konzept, dass man so früh wie möglich reichlich Fremdkonserven und Plasma verabreichen solle, bestätigt werden. Eigentlich ein Skandal, dass so ein Artikel mit einer aus der vorliegenden Datenanalyse nicht gerechtfertigten Schlussfolgerung bei TRANSFUSION publiziert werden kann. Zumal junge Patienten mit guter kardiovaskulärer Kompensationsfähigkeit von dem Transfusionsempfänger unterschieden werden muss, der auch in den USA viel häufiger transfundiert werden muss - die Alten und Gebrechlichen.

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