Nachlese- 6 Monate nach MINT- liberale Trigger bei akuten Myokardinfarkt ?
Simon T et al. Restrictive or Liberal Transfusion Strategy in Patients With Acute Myocardial Infarction and Anemia: 6-Month Mortality in the MINT Trial. Circulation 2024;150:00–00.
Die MINT Studie ("Myocardial Ischemia and Transfusion") von 2017 bis 2023 hatte randomisiert 3504 Patienten mit akutem Herzinfarkt und Anämie (Hämoglobinkonzentration (Hb) <10 g/dL) entweder einer restriktiven Transfusionsstrategie (≤8 g/dL) oder einer liberaleren Strategie (von 8 - 10 g/dL) zugeteilt. Das galt für die Zeit der Krankenhausbehandlung von bis zu 30 Tagen.
Das Kollektiv war demographisch in beiden Gruppen gleich ca. 72.1 Jahre alt, zu 45.5% weiblich; zu 55.8% mit einem Typ 2 (ICD 10 GM 2024 I21.41) akuten subendokardialer Myokardinfarkt und zu 81.3% non–STEMI (ICD 10 I21.48). Bei jeweils einem Drittel waren anamnestisch Myokardinfarkte vorbekannt, Herz-insuffizient oder Niereninsuffizient je ein weiteres Drittel-
Nach 30 Tagen war das verbundene Behandlungsergebnis Tod oder nicht letaler Myokardinfarkt der restriktiv transfundierten Patienten numerisch , aber nicht statisisch signifikant schlechter (16.9% versus 14.5%; RR (risk ratio), 1.15 [95% CI, 0.99– 1.34]; P=0.07).
Von den knapp 3500 Patienten starben 729 innerhalb von 6 Monaten nach der Entlassung und konnten nochmalig analysiert werden. Knapp 36% starb durch kardiale Ursachen, 43% aus anderen Gründen und knapp 27% aus ungeklärter Ursache. Übrig blieb in den Gruppen eine Hazard ratio HR von 1.07 [95% CI, 0.93–1.24].
Die Todesrate aus kardialer Ursache war jedoch lediglich in der restriktiv transfundierten Gruppe mehr als doppelt so viel wie in der liberalen Gruppe (9.0% versus 6.1%; HR, 1.52 [95% CI, 1.19–1.94]; P<0.001).Diese trat aber hauütsächlich im intrahospitalen Zeitraum auf, während die Phase nach Entlassung eine nahezu identische Sterbearten aufwiesen (13,1% und 13,2%, RR 0.99 [95% CI, 0.81– 1.2).
Trotz dass die MINT -Studie methodische Schwächen hinsichtlich der 6-Monatsauswertung hat (nicht genug gepowert, nicht prospektiv geplant, klinisch diagnostizierte anstatt pathologisch bestätigte Todesursachen etc.), ist das ursprüngliche Signal der MINT-Studie auch nach 6 Monaten erhalten geblieben- Eine Generalisierung der Restriktiv-Empfehlung auf die Patientengruppe der anämischen Myokardinfarkte kann problematisch sein. Es bleiben also die plausiblen positiven Effekte der erhöhten Sauerstoffbereitstellung durch Transfusion von Erythrozytrenkonzentraten im akuten Myokardinfarkt auf dem Boden einer vorbestehenden Anämie.
Für Sie gelesen von Th. Frietsch