Infektiöse Komplikationen durch Bluttransfusionen?

Mazeffi M et al. Red Blood Cell Transfusion and Surgical Site Infection after Colon Resection Surgery: A Cohort Study. Anesth Analg 2017; 125: 1316-1321

Infektiöse Komplikationen durch Bluttransfusionen? Das ist aufgrund mangelnder randomisierter und prospektiver Studien (RCTs) nicht eindeutig zu beantworten. Bei retrospektiven Studien sind die transfundierten Patienten immer älter, kränker und haben natürlich auch mehr Infekte. Die einfache Korrektur dieses Effekts mit einem Propensity Score ist meist unzureichend. Jetzt haben die Autoren Mazzeffi et al. zusätzlich ein neues Verfahren zur Korrektur von unterschiedlichen Behandlungen angewandt. Der Propensity Score setzt den Faktor Bluttransfusion in Bezug zu Alter, ASA, Körpergewicht, Vorerkrankungen wie Diabetes, COPD, Aszites, Herzinsuffizienz, Hypertonus, metastasiertes Malignomleiden, Steroidtherapie, Operationsdauer, Wundgröße, Anämie, Nierenversgaen etc. Das Verfahren IPTW korrigierte die ERgebnisse des Propensity Scores nochmalig nach Behandlungsintensität und excludierte die seltenen Anteile. So wurde herausgefunden, dass es nicht vermehrt Wundinfekte in der Kolorektalchirurgie gibt, aber wohl 3-mal mehr Organinfekt-Komplikationen (Anastomosen und andere Viszeralstrukturen) und 9-mal mehr Sepsis und septischer Schock. Analysiert wurden 1284 restriktiv transfundierte Patienten nach primär nicht infizierter Kolorektalresektions-Chirurgie. Diese Folgen sind erheblich relevanter für Überleben, Spätfolgen und postoperativer Lebensqualität. Obwohl damit auch noch keine Kausalität zwischen Transfusionen und Infektionen BEWIESEN ist, zumal der Anteil von Erythrozyten- zu Thrombozytenkonzentraten nicht klar war, gibt es einen erneuten Hinweis auf eine zu überprüfende, mögliche nachteilige Folge von Bluttransfusionen. Die großen randomisierten Studien dazu sind dringend notwendig.

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