Kann Covid-19 durch Transfusion übertragen werden?

Katz LM. Is SARS‐CoV‐2 Transfusion Transmitted? Transfusion. 2020 Jun;60(6):1111-1114. doi: 10.1111/trf.15831.

Das Editorial von Katz bezieht sich auf die Studie der Charité und dem Paul Ehrlich Institut.

Es stellt die bisher bekannten und unbekannten Erfordernisse einer Übertragung von COVID-19 per Bluttransfusion dar. Infizierte Spender sind oftmals so gesund und symptomatisch, dass sie nicht bei der ärztlichen Untersuchung auffallen. Bisher war im zirkulierenden Blut von 15-40% aller Infizierten zwar RNA im Blut nachweisbar, aber nicht das replizierende Virus selbst. Das intakte SARS-Cornoavirus konnte elektronenmikroskopisch in Blutzellen und anderen Geweben nachgewiesen werden. Theoretisch besteht auch bei Covid-19 die Möglichkeit und kann nicht ganz außer Acht gelassen werden. Es gab bislang auch keine Hinweise, dass Coronaviren (SARS; MERS) inklusive Covid-19 im gelagerten Blutprodukt überleben, obwohl in Zellkulturen kurze Perioden auch außerhalb des Wirts überlebt werden können.

Was also können wir tun? Katz favorisiert nur die erste von den vier Möglichkeiten, die er aufzeigt: 1.) Weiter Daten sammeln inklusive Longitudinalstudien von Spendertestungen mit RNA- und Antigentestung, am besten erweitert oder verlinkt mit Versuchen zum Virusnachweis im Spender und gelagerten Blut. 2.) Die Spender nach 2-4 Tagen wieder einzubestellen und nach Symptomen zu befragen ist beim hohen Anteil der asymptomatischen Covid-19 Infektion und der potenziellen präsymptomatischen Virämie nicht zielführend. 3.) Pathogenreduzierende Verfahren zur Viruselimination in den jeweiligen Blutprodukten sind noch nicht entwickelt bzw. die existierenden sind noch nicht gesichert wirksam für Covid-19. 4.) Routinemäßige RNA-Testung aller Spender oder die Antikörpertestung der Blutprodukte scheitert auch an der breiten Verfügbarkeit von Massentests. Außerdem stellen sie ohne die Interpretation der fehlenden Erkenntnisse vom Zusammenhang von der Nachweisbarkeit von RNA, Antikörper und Virus im Blut der Spender eine voreilige Forderung dar.

Das Editorial unterstützt damit hauptsächlich weitere Datensammlung und damit die Publikation von Corman MV et al.  

Die Forschergruppe berichtet über 18 Covid-19 positive Patienten mit und ohne Krankheitssymptome. Der einzige Patient, bei dem sich im Blut RNA Nachweisen ließ, war deutlich und schwer mit einem ARDS erkrankt und hätte nicht Blut spenden können. Das bestätigt eine frühere Studie von Chen et al., die die RNA-Anwesenheit im Blut mit dem Schweregrad der  Erkrankungsausprägung korreliert. Das macht die Anwesenheit von intaktem Virus und der Übertragbarkeit der Erkrankung zwar sehr unwahrscheinlich, wie das auch schon bei den früheren Coronaviren SARS und MERS der Fall ist. Bis zum Beweis des Gegenteils sollten also Spender mit Erkrankungszeichen oder Kontakt zu Erkrankten von der Spende ausgeschlossen bleiben.

zum Editorial PDF

zum adressierten Artikel von Corman MV. Pubmed, Access free PDF

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