Keine virale RNA im Blut genesener COVID-19 Patienten

Andersson MI et.al. SARS-CoV-2 RNA detected in blood products from patients with COVID-19 is not associated with infectious virus. Wellcome Open Research, 29 Jul 2020, 5:181

Die Möglichkeit, sich über den Übertragungsweg Bluttransfusion oder den Kontakt zum Blut eines Erkrankten mit der COVID-19 Erkrankung anzustecken, konnte bislang nicht völlig ausgeschlossen werden. Bei schwersten Verläufen war auch virale RNA im Blut entdeckt worden (Wir berichteten). Das hätte sowohl Bedeutung für die Behandlung von Laborproben wie die Versuche zur vorbeugenden Behandlung (Chemoinaktivierung, Hitzeinaktivierung etc.) sowie den nachfolgenden Analytikproblemen als auch zum Übertragungsrisiko der Erkrankung über Blutprodukte. Da die Präsenz von viraler RNA die Grundbedingung für vitale Viren ist, aber auch Auskunft zur Stadienbestoimmung der Infektion oder zum Behandlungserfolg geben könnte, ist dieser Ansatz sinnvoll. Zu guter Letzt, ist es auch für den Umgang mit positiven Blutproben ein relevanter Sicherheitsaspekt, Kosten und Methodik nicht zu vergessen.

Eine englische Zusammenarbeit hat nun nicht nur eine Literaturrecherche angestellt, sondern auch eine große Anzahl von Blutproben von PCR positiven Patienten sowie die Rekonvaleszentenplasmen auf Virus RNA -Gehalt untersucht.. Darüberhinaus hat sie in Vitro getestet, ob der RNA-Nachweis von vitalen Covid-19 Viren stammt, indem sie als Viruswachstums-Assays Testzellen mit dem gewonnenen Blut und PLasma als auch mit echten Covid-19-Viren infisziert hat.

Für die Blutproben wurden n=139 Proben von 94 Covidpatienten aus England, für die n=214 Plasmen genesene Patienten (n=32) und Krankenhausmitarbeiter (n=41) und Plasmaspender (n=141) untersucht. Als Vergleich dienten 5 Blutspenden vor Dezember 2019.

Aus den gepoolten Daten von 20 Studien ließ sich nur in den ersten 28 Tagen nach Symptombeginn virale RNA nachweisen, in einer Häufigkeit von 10% (95% CI 5-18%). In manchen Studien korrelierten hohe RNA-Titer mit Intensivpatienten und schwererem Verlauf. Das Verhältnis zu der Virus-RNA-Konzentration in anderen Proben war in manchen Studien gegeben. in anderen nicht. In den Studien, die eine Cycle Threshold CT, eine Abschätzung der initialen RNA-Konzentration, angaben, fanden sich CT -Werte > 33 (niedrige Konzentration).

In den Blutproben der lokalen Kohorte Erkrankter ließ sich die Virus-RNA bei schwersten Verläufen von kritisch-Kranken mehr als 7 mal häufiger nachweisen, als bei leichten und schweren Verläufen (OR  7.5,  95%CI  2.0-37.3,  p=0.006). Allerdings war der Virus-RNA Gehalt gering, meist mit einem medianen CT-Wert von 41 (34-45).

Im Plasma der Rekonvaleszenten wurde erst ab dem 20 Tag nach dem Symptombeginn keine RNA mehr zu detektieren war; bis zum 13 Tag noch in 17,6%, 14. bis 28 Tag noch 10%.

Die  Viruswachstums-Assays wurden mit verschiedenen Verdünnungen und Konzentrationen (plaque forming units) durchgeführt. Die Testzellen wurden zwar von den echten Viren angegriffen- mikrokopisch beurteilt an zytopathologischen Entrundungen und Abscherungen-, jedoch zeigten die Zellen, die dem nachgewiesenen Virusmaterial in Blut- und Plasmaproben ausgesetzt waren, verschiedene und variable Veränderungen und Gelbildung. Die angeschlossene quantifizierende PCR zum Wachstumsausschluss an den Tagen 3, 7 und 10  zeigte gleichbleibende geringe Rest-RNA- Konzentrationen in allen Proben außer den Kontrollkulturen mit echtem vitalen Virus.

Zusammengefasst bleibt zu sagen, dass der Nachweis von Virus RNA in einem kleinen Teil der Blutproben (ca. 10%) vor dem 28 Tag nach Symptombeginn in so kleinen Mengen nicht mit einer Infektiösität in EInklang zu bringen ist. Wenn mit einer hohen CT-Zahl in der PCR geringe Mengen von Virus-RNA nachzuweisen ist, dann aber nicht von vitalen Viren, da in dem in dieser Studie benutzten Viruswachstums-Assay keine cytopathologischen Effekte zu beobachten waren. Die RNA-Vorkommen im Blut können theroretisch durch den immunologischen Abbau der infizierten Zellen in Lunge und anderen Organen erklärt werden, passend zu den schersten und kritischen Krankheitsstadien, in denen RNA in Blut nachgewiesen werden kann.

So kann eine beruhigende Erstbeobachtung zur Entwarnung aller Laborarbeiter und Blutkonservenempfänger vermittelt werden.

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