Kindertransfusion in den US-amerikanischen Krankenhäusern (REDS-III)

Nellis ME et al. Transfusion Practices in a Large Cohort of Hospitalized Children. Transfusion 2021 May 11. doi: 10.1111/trf.16443. Online ahead of print.

Nach langen Zeiten, in denen sich für die Standards bei der Transfusion für Kleinkinder wenig Interesse fand, gibt es jetzt gleich mehrere Publikationen aus den USA zu diesem Thema:

Reeves HM et al. Neonatal and pediatric blood bank practice in the United States: Results from the AABB pediatric transfusion medicine subsection survey. Transfusion 2021; 10. Juni doi: 10.1111/trf.16520

Eine Autorengruppe hatte in den amerikanischen Blutspendediensten eine Umfrage durchgeführt, wie für Kinder nach der Neugeborenenphase die immunohämatologische Tests gehandhabt wurden und wie die Selektion und Herstellung von Erythrozytenkonzentraten (EKs), Thrombozytenkonzentraten (TKs) und Plasma (TP) für dieses Kollektiv gehandhabt wurden. Die teilnehmenden 35 Zentren halten eine gemischte Palette an EKs vor, davon 94% Babykonserven und gleichzeitig auch größere Volumina für pädiatrische Patienten. Die Lagerfristen der Neonatal-EKs waren zu 60% vorzeitig begrenzt, die der pädiatrischen zu 68%, die der Erwachsenen und der größeren Kinder nicht. Die Verordnung und Ausgabe der Universalkonserven (Blutgruppe 0) für die elektive Neugeborenentransfusion wurde in nahezu 3 Viertel aller Zentren gehandhabt. Leukozytendepletion wurde bei allen (100%) EKs und TKs der Babykonserven und 97% der Kinderkonserven angewandt. Bestrahlt wurden die Babykonserven (EKs und TKs) zu 88.6%. Stärkere Variationen traten bei der Bereitstellung von Cytomegalovirus (CMV)-seronegativen Konserven, Volumenreduzierten und gewaschenen Konserven auf. Alle Zentren verwenden Apherese-TKs, 20% verwendete Pathogenreduktion (PR). Nur wenige Zentren titrierten die AB0-Isoagglutinine in Plasma-enthaltenden Produkten (20% für TKs und 9.1% für TP), die meisten versuchten aber den Gehalt an Plasmagehalt zu minimieren.

Damit ist klar, dass aufgrund der noch ungenügenden Evidenz eine erhebliche Variabilität unter den internationalen Zentren herrscht.

Nellis HM et al.Transfusion Practices in a Large Cohort of Hospitalized Children. Transfusion 2021 May 11. doi: 10.1111/trf.16443.

Diese weitere Studie versuchte genau diese ungenügende Datenbasis etwas zu verbessern, indem sie versuchte zu erfassen, welche Kinder nach der Neugeborenenperiode aus welchen Gründen im Krankenhaus mit welchen Produkten versorgt werden. Auch diese Studie kommt aus den USA und wurde in Transfusion veröffentlicht. Die sogenannte REDS III Studie (Recipient Epidemiology and Donor Evaluation Study-III) erfasste aus 11 pädiatrischen Zentren knapp 42 000 Kinder und knapp 62 000 Blutanwendungen.

Neun Prozent der Therapien umfasste eine Transfusionsepisode. Die EK-Transfusion war darunter mit 7,5% die häufigste, gefolgt von TKs (3.9%), TP (2.5%) und Kryopräzipitat (0.9%). Herzchirurgische Kinder wurden am häufigsten transfundiert. Die Details finden sich in der Orginalpublikation gestaffelt nach Altersgruppen von <1 J, 1-6 J, 6-13 J, und 13-18 Jahren. Auch Produktkombinationen sind abgebildet.

In diesem gesamten Kollektiv war der Prätransfusionstrigger ein Hämoglobinwert von 7.9 g/dL (7.1-10.4 g/dL); die Thrombozytenzahl 27 x 109 cells/L (14-54 x 109 cells/L) bzw. ein INR von 1.6 (1.4-2.0). In einer schönen Grafik sind auch die je nach Einheit (ICU, Normalstation, OP, Eingriffsraum, Notaufnahme, sonstige) transfundierten Komponenten aufgeführt.

Bei der Bestrahlung und Lagerdauer der EKs gab es altersunterschiedliche Variationen: Bestrahlung erfolgte zu 95% bei Kleinkindern und nur zu 67% bei größeren Kindern (p<0.001). Die EKs für Kleinkinder waren im Mittel maximal 12 [8-17] Tage alt. Die für größere Kinder 20 [12-29] Tage (p<0.001).

Obwohl unsere Praktiken in diesem Kollektiv auf ähnlich wackligen Evidenzbeinen stehen, bleibt fraglich, was das Outcome ist und was eine nicht oder anders transfundierte Kontrollgruppe erfahren hätte. Aber sicherlich geben diese Studien erste Hinweise, worauf zukünftige Studien (wie die (REDS-IV-P)) schauen sollen.

Interessanter Weise schlussfolgern die Autoren der Studie, dass bestimmte Funktionseinheiten wie z.B. der Operationssaal und die Intensivstation oder Fachbereiche wie die Herzchirurgie aufgrund der Verbrauchsanalyse für Maßnahmen des PBM (Patient Blood Management) besonders geeignet seien.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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