Die Kosten der großzügigen Anforderung von Kreuzproben

Compton ML et al. Duplicate Type and Screen Testing: Waste in the Clinical Laboratory. Arch Pathol Lab Med. 2017 Dec 6. doi: 10.5858/arpa.2016-0629-OA

Wer zuviel kreuzt, Blutröhrchen zur Blutgruppenbestimmung nicht korrekt abnimmt und anfordert und keine Ahnung hat, welcher Patient Transfusionen braucht, verschwendet Geld und Personal-Ressourcen. Wie viel, hat jetzt Frau Compton für ein 1000 Betten Haus aus USA veröffentlicht:

In einem retrospektiven Untersuchszeitraum von 2 Jahren in einem 1025-Bettenhaus der 3. Versorgungskategorie in Florida USA mit 72 Operationssälen (annähernd 600 000 stationären und 2 Mio ambulanten Patienten) wurden die unnnötigen, doppelt angeforderten Blutgruppenbestimmung und Kreuzproben ermittelt. Als ungerechtfertigt wurden alle Anforderungen innerhalb von 3 Tagen, die vor dem Ablauf der Gültigkeit des initialen Tests vor 72h angefordert wurden und nicht Transfusionsreaktionen, Elutionen, Stammzellempfänger oder Knochenmarksspenden betrafen. Ebenso wurden die Ablehnungen von inkorrekt etikettierten Blutproben, ungenügendem Probematerial wegen Unterfüllung, welgen falschem Testmedium oder Gefäß, etc. ermittelt. Desweiteren wurde ermittelt, wann Verzögerungen bei der Blutversorgung auftraten, weil kein Blut angefordert worden war. Der Anteil an unnötigen Anforderungen war 4.13% (SD standard deviation ± 4.09%, 0.01% in Neonatalen Einrichtungen- 15.5% in der Chirurgie) und korrelierte nicht mit der Anzahl der Anforderungen  aus dieser Behandlungseinheit. Lediglich  in 1,6% musste die Probe zurückgestellt und nachgefragt werden und nur 1,4% aller Anforderungen und Proben waren abgelehnt worden.  Lediglich 54 Verzögerungsfälle der Versorgung mit Blut traten im Zeitraum auf, davon waren 8 auf eine fehlerhafte Anforderung der Blutgruppentestung zurückzuführen: Bei 3 Fällen fehlte die Blutprobe, bei weiteren die 3 die Anforderung, in einem Fall war die Probe ins falsche Labor gesandt worden und im letzten Fall war das Verfallsdatum der Kreuzprobe versäumt worden. Die Kosten für verschwendete Laborreagenzien und Personalkosten betrugen über 80 000US $, weitere 45 000 US $ für die Materialen und Personal für die Blutentnahme.  Die Autoren erachten neben Fortbildungsmaßnahmen die elektronische Überwachung des Prozesses als wesentlich zur Verbesserung der Patientensicherheit.  

Die in diesem Artikel berichteten Häufigkeiten erscheinen zu gering (zumindest für gefühlte deutsche Zahlen in uns bekannten Einrichtungen). In Deutschland, so unser Eindruck, wird in vielen Einrichtungen mal lieber zur Sicherheit und ohne Datenbasis gekreuzt. Das verschwendet Personal und Materialressourcen, die anderweitig einsetzbar wären, und gefährdet dadurch auch die Patientensicherheit. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die in vielen Fällen überflüssige Blutabnahme beim Patienten, bedingt durch schlechte Planung bzw. ungenügende Datenauswertung (Verhältnis gekreuzte zu transfundierten EK kann man einfach ermitteln). Beides ist in zahlreichen Fehlerberichten unseres Registers immer wieder als Fehler gemeldet und von der Auswertekommission angemerkt worden. Trotz des anscheinend geringeren Problems in den Staaten kommen die Autoren der amerikanischen Analyse zum gleichen Schluss: Fortbildungsmaßnahmen, Aufmerksamkeit und Bekanntmachung der Folgen von falschen Testanforderungen und Blutentnahmen sind notwendig zur Verbesserung von Patientensicherheit, zum ethischen Umgang mit limitierten Ressourcen als auch Labor- Ökonomie. 

Pubmed, Open Access PDF

Für Sie gelesen von B. Fleiter und T. Frietsch

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