Kurzzeit-Outcome der restriktiven Transfusionsstrategie in der Herzchirurgie

Kheiri B et al. Restrictive versus liberal red blood cell transfusion for cardiac surgery: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. J Thromb Thrombolysis. 2019 Feb;47(2):179-185. doi: 10.1007/s11239-018-1784-1

Letzte Hinweise aus Meta-Analysen ließen vermuten, dass in der Herzchirurgie eventuell liberale Transfusionstrigger doch günstiger sind als eine restriktive Transfusionsstrategie (Transfusion erst unter einem Hämoglobinspiegel von 7,5g/dl). Allerdings hatten bisherige Observationstudien (n= 232906) und kontrollierte RCT-Studien (n=3352) unterschiedliche Mortalitäten gefunden: In den RCTs zeigte sich ein Trend zu gesenkter Mortalität in der liberal transfundierten Gruppe (Odds ratio (OR) 0.70; P=0.06), aber eine höhere Sterblichkeit und Morbidität in den Observationsstudien (OR 2.72; P<0.0001) (wobei die Power der RCTs oftmals nicht ausreichend war (Patel NN et al. Lancet Haematol 2015).

Die neuste Analyse rein aus kontrollierten Studien schafft nun aus den zusammengefassten Fallzahlen ausreichend Sicherheit für dieses wichtige Transfusionsklientel. Die aktualisierte Meta-Analyse aus 9 kontrollierten Studien (RCTs) mit über 9000 Patienten bringt uns auf den neusten Stand:

Kein Unterschied zu einer liberalen Strategie mit höherem Hämoglobinspiegel (Hb) hinsichtlich Sterblichkeit (RR 1.03; 95% confidence interval (CI) 0.74-1.45; P=0.86), Infektionsrate (RR 1.09; 95% CI 0.94-1.26; P=0.26), Risiko für Schlaganfälle (RR 0.98; 95% CI 0.72-1.35; P=0.91), atemwegsbedingte Komplikationen (RR 1.05; 95% CI 0.89-1.24; P=0.58), renale Komorbidität (RR 1.02; 95% CI 0.94-1.09; P=0.68), Myocardinfarkt (RR 1.00; 95% CI 0.80-1.24; P=0.99), Herzrhytmusstörungen (RR 1.05; 95% CI 0.88-1.26; P=0.56), gastrointestinale Morbidität (RR 1.93; 95% CI 0.81-4.63; P=0.14), Revisionsoperationsrisiko (RR 0.90; 95% CI 0.67-1.20; P=0.46).

Bemerkenswerterweise war die Verweildauer auf der Intensivstation in der liberal transfundierten Gruppe signifikant kürzer (Mittlere Differenz in Stunden 4.29h; 95% CI 2.19-6.39, P<0.01) bei jedoch gleicher Krankenhausverweildauer (Mittlere Differenz in Tagen 0.15; 95% CI 0.18-0.48; P=0.38). Ob die Verlegungskriterien von der Intensivstation den Unterschied mit bedingten oder nicht, der Unterschied ist gering (in Stunden) und im Endeffekt nicht wirksam hinsichtlich einer Verlängerung des Gesamt-Klinikaufenthalts.

Aber erneut machen die von Studie zu Studie unterschiedlichen Triggerbereiche, die Risikogruppierungen und die mangelhafte Verblindung Zweifel möglich. Ebenso blieb die begleitende Tranfusion von anderen Komponenten wie Thrombozytenkonzentraten unberücksichtigt.

 

Pubmed

Springer-Link

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

Zurück