Lagerungsschaden von Blutkonserven auch nicht in der Herzchirurgie nachweisbar

Koch CG et al. Effect of red blood cell storage duration on major postoperative complications in cardiac surgery: A randomized trial. J Thorac Cardiovasc Surg. 2019 Oct 16. pii: S0022-5223(19)32222-6. doi: 10.1016/j.jtcvs.2019.09.165.

Beobachtungstudien zeigen einen deutlichen Effekt des Erythrozytenalters auf das postoperative Outcome, was aber in randomisierten Studien nie nachweisbar war. Diese Studie von Koch et al. stellte sich der Frage, ob der Lagerungsschaden von Erythrozyten nun einen relevanten Effekt auf ein besonders empfindliches Kollektiv hat - die Patienten in der Herzchirurgie.

Das Autorenteam aus der John Hopkins-Universität konnte in einer gut designten Studie mit international anerkannten Endpunkten knapp 4000 Patienten randomisieren und in Gruppen unterteilen, die entweder Konserven bekommen sollten, die jünger als 14 Tage oder älter als 20 Tage waren.

Letztendlich wurden 2 Gruppen miteinander verglichen, die jeweils ca. n=700 Patienten zählten, sonst homogene demographische Daten hatten, aber bei der die Versorgung mit Konserven aus der für die Patienten vorgesehene Gruppe (frischer als 14 Tage oder älter als 20 Tage) logistisch schwierig war. Protokollvorschrift war, dass auch bei Verabreichung von Konserven, die nicht der Gruppeneinteilung entsprachen, die Patienten in der ursprünglichen Studiengruppe blieben. Die Rekrutierung verlief zufriedenstellend über 9 Jahre und 36% der eingeschlossenen Patienten erhielten eine Bluttransfusion.

Die Studie wurde dann aber in der Mitte der ursprünglich veranschlagten Rekrutierungsphase durch eine Interimsanalyse angehalten, da klar wurde, dass die Fallzahlen für ein negatives Ergebnis (Nullhypothese) nicht erreicht werden können und die Unterschiede ein positives Ergebnis zu klein ausfielen. Die verwendete Statistikmethode zur Darstellung der Signifikanz zum Erreichen des gruppierten Outcomeindexes aus verschiedenen postoperativen Morbidität und der Mortalität war die Sequenzanalyse.

Trotz aller methodischen Schwierigkeiten kann ein gewisser Effekt auf einige der Einzel-Outcomes erahnt werden. Zum Beispiel unterschieden sich die Mortalität, die Asystolie, neurologische und vaskuläre Komplikationen zu Ungunsten der Gruppe, die die länger gelagerten Konserven erhalten hatte.

Aber im Endeffekt muss man festhalten, dass sich kein formal korrektes Studienergebnis ergeben hat: Der schädliche Einfluss der längeren Lagerung bleibt in kontrollierten Studien weiter unbewiesen.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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