Lebertransfusion und hämotherapeutisches Management

Yoon U et al. Intraoperative transfusion management, antifibrinolytic therapy, coagulation monitoring and the impact on short-term outcomes after liver transplantation. Clin Transplant . 2022 Mar 6;e14637. doi: 10.1111/ctr.14637. Online ahead of print.

Ein internationales Autorenteam hat mit hohen Ansprüchen evidenzbasierte Expertenempfehlungen zum hämotherapeutischen Management bei Lebertransfusionen veröffentlicht. Sie benutzten die PRISMA/Grade/PICO-Methodik um relevante Fragen zum Thema zu beantworten. Die zu bearbeitenden Themen untergliederten sie in die folgenden Unterpunkte:

Von über 5500 Studien wurden die Daten aus 95 relevante Veröffentlichungen extrahiert. Analysiert wurde zu den Fragen

  1. Indikation und Art der Transfusion von Blutprodukten (insgesamt n=16 Studien): Fremd-EKs (n=5), Plasma, Thrombozyten (n=3), maschinelle Autotransfusion (n=5), Gerinnungsfaktorkonzentrate (n=3)
  2. Antifibrinolytische Therapie (n=6): Tranexamsäure, Aprotinin oder E-Aminocapronsäure
  3. Viskoelastische Tests (VET) zur Diagnostik und Erweiterung der Steuerung der Gerinnungstherapie mit Standardlaborparametern (n=10)

Das Expertengremium kam zum Ergebnis, dass die Frage nach dem optimalen Hämotherapiemanagement wegen fehlender RCTs und der niedrigen Evidenzlage aus Observationsstudien nicht klar beantwortet werden kann. Deshalb formulierten die Autoren die Forderung nach solchen Studien und Daten.

Mit schwacher Empfehlungsstärke und mittlerer Evidenzqualität empfohlen wurde:

  1. Der Einsatz von maschineller Autotransfusion (unsicher ob der Fremdblutbedarf verringert werden kann, aber ohne Gefahr der erhöhten Rezidivrate an einem hepatozellulärem Karzinom)
  2. Die prophylaktische Anwendung von Antifibrinolytika senkt weder den Transfusionsbedarf noch verbessert er das Outcome. Eine Unterscheidung der einzelnen Präparate ist aufgrund der Datenlage nicht möglich. Die Diagnose der Fibrinolyse mittels VET ist als Indikation notwendig.
  3. VET sind mit einem geringeren Transfusionsbedarf und einer geringeren Komplikationsrate assoziiert

Mit starker Empfehlungssstärke und niedriger bis mittlerer Evidenz:

  • 3 VET sind den klassischen Routinelaborparametern zur Charakterisierung der komplexen hepatogenen Gerinnungsstörung überlegen, die mit klinischen Blutungen und Thromboembolien vergesellschaftet ist. Deshalb empfehlen die Autoren die Benutzung von VET mit Nachdruck.

Eine mit strenger Methodik angefertigte Publikation als Bestätigung dessen, was wir aus vielen Einzelerfahrungen und unterschiedlichen Quellen eigentlich schon wussten. Dieses nun mit Nachdruck empfohlen zu bekommen, ist gut und wertvoll!

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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