Evidenz für die Outcome-Relevanz der Leukozytendepletion

Kwon S, Lew S, Chamberlain RS. Leukocyte filtration and postoperative infections. Journal of Surgical Research. 2016;205(-2):499-509

In USA werden Blutprodukte entgegen den Gepflogenheiten in den meisten europäischen Ländern nicht leukozytendepletiert, weil die Datenlage bislang nicht eindeutig gezeigt hat, dass sich die Kosten der Leukozytendepletion auch rechneten. Erst eine kürzliche Cochrane-Analyse von Simancas- Racines et al. (Cochrane Database Syst Rev. 2015) hat keinen klaren Vorteil der Leukozytendepletion bei 3557 gemischt chirurgischen und konservativen Patienten nachweisen können. 

Bislang haben einzelne randomisierte Studien auch bei chirurgischen Patienten widersprüchliche Ergebnissen gezeigt, oft war die Infektrate nicht durch die Entfernung der Leukozyten verringert worden (z.B. bei Trauma; Nathens et al. Shock. 2006;26:342e347).

Leukozytendepletierte Blutprodukte wurden mit nicht-leukozytendepletierten Konserven verglichen. Es wurden 16 randomisierte Studien mit 6586 Patienten eines gemischt chirurgischen Kollektivs eingeschlossen (ITT - intention to treat). 4615 dieser Patienten wurden so behandelt wie ursprünglich randomisiert (PP - per protocol: davon 2325 leukozytendepletiert). Obwohl auch Eigenblut, Vollblut, Plasma und leukozytenreduzierte Konserven miteinbezogen wurden, fand sich in diesem gemischt chirurgischen Kollektiv (Kolonchirurgie, Herzchirurgie, Orthopädie etc.) ein signifikanter Effekt.  

Das Risiko eine postoperative Infektion zu erleiden war bei den Patienten, die tatsächlich nur leukozytendepletierte Blutprodukte erhalten hatten (PP) um 26% ([CI, 0.60-0.92]) geringer als die Kontrollgruppe (ITT-22%,95% CI [0.65-0.94] ). Damit assoziiert war eine signifikante Reduktion der Krankenhausverweildauer um ein Viertel (-0.74; 95% CI [-1.32 to -0.15]p = 0.014) und auch der Sterblichkeit (RR = 0.74; 95% CI [0.57-0.95]; p = 0.018).

Pubmed

Rezensiert von T. Frietsch 

 

 

 

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