Maschinelle Autotransfusion in der Geburtshilfe und beim Kaiserschnitt

Flores-Mendoza H et al. Use of intraoperative red cell salvage in the contemporary management of placenta accreta spectrum disorders. Can J Anaesth 2023 Jun 12. doi: 10.1007/s12630-023-02490-7.

Die maschinelle Autotransfusion scheint auch in der Geburtshilfe nicht überall eingesetzt zu werden, weil die hohen Blutverluste nicht sicher vorhersehbar sind, Befürchtungen wegen Verursachung einer Fruchtwasserembolie den Einsatz erschweren oder die Effektivität nicht gesichert ist. 

Jetzt haben aktuelle Publikationen Beispiele der sicheren und effektiven Anwendung der MAT in der Indikation Kaiserschnitt mit erhöhtem Blutungsrisiko gegeben: 

In dieser Longitudinalstudie aus Australien von Bernd Frössler wurde der fakultative Standby-Einsatz der MAT mit dem obligatorischen MAT Einsatz bei n= 431 Gebärenden verglichen. Der Effekt und die Sicherheit wurde durch die verringerte Rate an Eisentherapien wegen postoperativer Anämie und einer gleichen Hospitalverweildauer dargestellt. 

Diese retrospektive Beobachtungsstudie aus Canada  bei n=119 Kaiserschnittgeburten mit Plazentatinsstörung ergab eine Retransfusion in beinahe 70% der Fälle mit einem mittleren Retransfusionsvolumen von einem Autologen Erythrozytenkonzentrat (298ml) aus eine geschätzten Blutverlust von 1300ml. Es traten weder Fälle von Fruchtwasserembolie, Gerinnungstörungen, Sepsis oder Tod auf. 

In einer retrospektiven Fallserie aus n= 146 Gebärenden der Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovahs (JW) waren zu 35% Kaiserschnittgeburten mit einem durchschnittlichen Blutverlust von 575ml. Die MAT wurde immer bei Kaiserschnitt eingesetzt, aber nur in 26% retransfundiert. Im Vergleich zu gematchten nicht JW-Patientinnen war der Einsatz der MAT dem kindlichen und mütterlichen Outcome vergleichbar. Leukozytendepletionsfilter wurden nicht verwendet.

In einer kleinen prospektiven und randomisierten Studie aus China wurden n=87 werdende Mütter für einen Kaiserschnitt entweder der Behandlung mit der MAT oder ohne zugeteilt. Die Komplikationsrate, die Symptomatik für Fruchtwasserembolie mit Dyspnoe und die Gerinnungsparameter waren in beiden Gruppen ohne Unterschied.

In einer weiteren noch kleineren Studie n=34 aus China wurde das Blut der Kaiserschnittgebärenden entweder mit dem Fruchtwasser oder ohne vor dem Waschen, danach und nach Leukozytendepletions-(LDF)-Filtration untersucht. Es fanden sich keine Plattenepithelien mehr und nur noch wenig alpha-Fetoprotein nach dem Waschprozess (reduziert um 2 Logstufen) und  noch weniger nach LDF. Obwohl ein kleiner Unterschied zwischen der getrennten und gemeinschaftlichen Saugung hinsichtlich dieser Parameter (und Leuko, Hb, Kalium) zu messen war, hatte die Gruppe mit der getrennten Saugung weniger HB-F Gehalt im Retransfundat auch noch nach LDF, was bei Rhesus negativen Frauen und positivem Säugling eine immunisierungsgefahr darstellen könnte.

Die Meta-Analyse aus 24 Studien (darunter 11 RCT, 13 Observationen) mit 5872 Patientinnen ergab einen höheren Hämoglobinspiegel (+0,39g/dl) mit der Verwendung von MAT, weniger fremdblut-transfusionsassoziierten Nebenwirkungen (RR 1,88), verkürzten Verweildauern (-0,59 Tage) und verkürzter Prothrombinzeit (-0,67s). 

Für Sie gelesen und ausgewählt von Th. Frietsch

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