Maschinelle Autotransfusion für ECMO
Camarda V et al. The effects of blood cell salvage on transfusion requirements after decannulation from veno-venous extracorporeal membrane oxygenation: an emulated trial analysis. Crit Care 2024; 28:403
ECMO- Extrakorporale Lungenersatz ("Membranoxygenierung) geht mit einer gesteigerten Transfusionsrate einher- durch den notwendigen Verwurf des im künstlichen Kreislauf befindlichen Bluts und der notwendigen Antikoagulation. Nicht alle Patienten in dieser kritischen Phase tolerieren die Rückführung des ECMO-Blutes und den Ersatz durch Kochsalzlösung im ECMO-System, deshalb wird oftmals das im externen Kreislauf befindlichen Blut bei Beendigung der ECMO verworfen. Die Patienten, die das Lungenversagen gerade überstanden haben, sind durch diese Kreislaufschwankungen und Hämoglobin- -also Sauerstofftransport-Verluste gefährdet. Sie müssen ggf. mit Fremdblut transfundiert werden, mit zusätzlichen Risiken. Das nicht unerhebliche Blutvolumen im Extrakorporalen Kreislauf könnte jedoch besser aufgefangen, mit MAT aufbereitet und retransfundiert und so das Fremdblutrisiko verringert werden.
Das haben nun 2 Zentren aus Großbritannien in einer retrospektiven Datenbank-Studie von 2 Zentren einer Trägerschaft mit identischen Algorithmen und Behandlungsprinzipien in Großbritannien untersucht. In einer Patientengruppe in einem Zentrum wurde das Blutvolumen aus der venovenösen ECMO und den Schläuchen (ca. 500-700 ml) der maschinellen Autotransfusion zugeführt, gewaschen und zentrifugiert (n=367), im anderen Zentrum jedoch nicht (n=474).
Das primäre Studienziel war die Anzahl der notwendigen Fremd-Erythrozytenkonzentrate (EKs). Liegedauer und demographische Daten der Patienten waren vergleichbar.
Wenn alle Patienten das Blut aus der ECMO über die maschinelle Autotransfusion MAT zurückbekommen hätten, wären 0,20 (95%CI: 0,16 bis 0,25) Konserven eingespart worden. Der Effekt von MAT im Gesamtkollektiv errechnete sich als geschätzte Reduktion von 0,31 (95%CI: 0,22 bis 0,40) Konserven. Der Anstieg im Hämoglobinspiegel (Hb) durch die Verwendung von MAT betrug 0,12 g/dl (95%CI: 0,06 - 0,18), der Abfall des Hb ohne Rückführung 0,32 g/dl (95%CI: 0,32 -0,43)- also ein Effekt von 0,5g/dl.
Das Risiko, in den 2 Tagen nach Dekanülierung Fremdblut transfundiert zu bekommen, verringerte sich durch die Verwendung von MAT um 17,1% (relative risk ratio of 0,51, 95%CI: 0,39 bis 0,66): Es betrug mit der Verwendung der MAT 17,5% (95%CI: 13·9% bis 21,5%) und ohne 34.6% (95%CI: 30,3% bi 39,2%). Das entspricht einer NNT (Number needet to treat) von 6 (95%CI: 5 bis 9), um einem von 6 Patienten die Fremdblutexposition zu ersparen. Eine Minderung des Gerinnungspotentials oder der Inflammationssituation, gemessen an den Laborwerten und dem Substitutionsbedarf für Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren, war nicht nachweisbar.
Diese Studie demonstriert einen geringen, aber klinisch wertvollen Effekt in einer hochvulnerabler Patientengruppe, wenn man gerade die pulmonale Komplikationen der allogenen Transfusion bedenkt. Der Effekt ist vermutlich größer, wenn man einrechnet, dass jeder 4. Patient an der Ecmo einen Maschinenwechsel im Laufe der Therapie braucht, bei dem die MAT-Technik ebenfalls angewendet werden kann.
Für Sie gelesen von Th. Frietsch