Maschinelle Autotransfusion und Thrombelastographie für Massivtransfusion

Stoneham MD et al. Intraoperative cell salvage using swab wash and serial thromboelastography in elective abdominal aortic aneurysm surgery involving massive blood loss. Br J Haematol. 2022; 00: 1– 8. https://doi.org/10.1111/bjh.18523

Eingriffe, die in einer Massivtransfusion enden, sind selten geworden, kommen aber immer mal wieder vor. Egal welcher Eingriff, ist ein bestimmtes Volumen überschritten, ist auch die Blutgerinnung kompromittiert. Dies um so mehr, wenn in der Gefäß- und Herzchirurgie noch zusätzlich Heparin eingesetzt werden muss. In den anglo-amerikanischen Ländern gibt es das Massive-Transfusion-Protokoll (MTP), bei uns in Deutschland ist meist eine SOP oder Verfahrensanweisung üblich. Das MTP in Großbritannien der Britischen Gesellschaft für Hämatologie sieht bei einem Blutverlust von mehr als 50% des Blutvolumens innerhalb von 3-4h ein fixes 1:1 Substitutionsverhältnis von Plasma zu Erythrozyten (TP:EK) vor. Da das ziemlich ungenau ist und eine nicht gerade zielgenaue Therapie darstellt, war dieser Artikel überfällig.

An der Oxford Universität fand eine retrospektive Untersuchung der Modelloperation des offenen abdominellen Aortenaneurysma aus den letzte 5 Jahren statt. Das Autorenteam wollte den Anteil an Patienten herausfinden, die kein Fremdblut benötigten, wenn sie mit maschineller Autotransfusion (MAT) und Thrombelastometrie (TEG) betreut worden waren. In diesem spezialisierten Zentrum werden über 100 dieser EIngriffe im Jahr duchgeführt und die Gerinnungstherapie mit Tranexamsäure TXA, Thrombozytenkonzentraten TK und therapeutischem Plasma (TP) erfolgt ebenso wie die Protamingabe TEG-gesteuert.

Es wurden 53 Patienten mit einem hohen Blutverlust > 50% zirkulierenden Blutvolumens identifiziert, bei denen aber intraoperativ kein Fremdblut zum EInsatz gebracht werden musste. Die MAT kompensierte ca. 48% des geschätzten Blutverlusts mit einem mittlereren Retransfusionsvolumen von 1775 ml. Postoperativ benötigten nur 8% der massiv blutenden Patienten zusätzlich allogene Eks, weitere 8% bekamen TXA. Bei keinem der Patienten war bei Operationsende noch eine Koagulopathie zu messen. Der durchshnittliche präoperative Ausgangs-Hämoglobinspiegel von 13,5g/dl sank bis zum Ende der Operation um 5g/dl.

Die Autoren verbuchen der demonstrierten Vorgehensweise, obwohl ohne Vergleichsgruppe, ein gutes Outcome. Maßgeblich verantwortlich für diese Art von Betreuung sind die in England speziell geschulten und eingesetzten Kräfte zum Bedienen von MAT und TEG.

Für mich ist es ein gutes Beispiel von geregelten Zuständigkeiten, das die richtigen und zielgenauen Methoden mit einer ausreichenden personellen und apparativen Ausstattung kompetent zu Gunsten der betreuten Patienten einsetzt. So wie gute Medizin sein muss.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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