Mythen über die maschinelle Autotransfusion

Kaufmann M et al. Exploring Myths of Perioperative Autologous Red Blood Cell Salvage. Anesthesiology 143(5):p 1357-1370, November 2025. DOI: 10.1097/ALN.0000000000005586

Maschinelle Autotransfusion (MAT) ist eine etablierte Methode zur perioperativen Blutkonservierung, um die Auswirkungen eines akuten Blutverlusts durch Rückgewinnung des verlorenen Bluts und Reduzierung der Belastung durch Fremdblut- Transfusionen zu verhindern oder zu reduzieren. MAT wird in internationalen Expertenleitlinien und von zahlreichen Berufsverbänden als wichtige Strategie bei Operationen mit hohem Blutverlust eingesetzt, beispielsweise bei Herz-Thorax-, Gefäß- und Wirbelsäulenoperationen. Vor allem bei diesen haben randomisierte Studien gezeigt, dass mit dieser Technologie die Rate und das Volumen allogener Transfusionen mit einem Risikoverhältnis von 0,65 (95 % KI, 0,59 bis 0,72) sicher reduziert werden können, ohne dass es Hinweise auf Unterschiede bei den perioperativen Nebenwirkungen gab.

Trotzdem bleibt die Nutzung des Verfahrens vermutlich aus Unkenntnis der Evidenz hinter den Möglichkeiten zurück. Nach einem anfänglichen Anstieg der MAT Einsätze in den USA (und vermutlich auch in Deutschland mit ähnlicher Dynamik) von 1995 (11,6 pro 100.000 Krankenhausaufenthalte) auf 205,1 pro 100.000 Krankenhausaufenthalte im Jahr 2008, bevor sie bis 2015 auf eine Rate von etwa 150 pro 100.000 Krankenhausaufenthalte zurückging. Verbesserungen bei der Operationstechnik und dem Hämostasemanagement sind für diesen letztendlichen Rückgang verantwortlich. Es bleiben aber immer noch ungenutzte Einsätze mit hohem Blutverlust in der Traumatologie und Orthopädie, Herzoperationen (z. B. 7,0 % der Aortenklappenersatzoperationen und 2,5 % der Koronararterien-Bypass-Operationen) und Wirbelsäulenoperationen (z. B. 6,9 % der Lendenwirbelfusionen).

In bestimmten chirurgischen Populationen, wie beim Kaiserschnitt, Bauchchirurgie und in der onkologischen Chirurgie, ist die Inanspruchnahme aufgrund theoretischer Bedenken hinsichtlich einer Fruchtwasserembolie, einer Tumorausbreitung oder anderer Nebenwirkungen sogar noch geringer.

Dieses Problem könnte teilweise auf unzureichende qualitativ hochwertige Evidenz bei vielen Operationsarten zurückzuführen sein, was hauptsächlich auf das Fehlen aussagekräftiger klinischer Studien oder methodischer Einschränkungen bei bestehenden Beobachtungsstudien zurückzuführen ist. Vielleicht noch wichtiger ist, dass in der klinischen Praxis häufig im wesentlichen 4 Mythen kursieren, die eine breitere Umsetzung behindern. 

In dem Übersichtsartikel werden diese Mythen auf Evidenz und Berechtigung geprüft.

  • Autologe MAT-Erythrozyten sind qualitativ besser als gelagertes Fremdblut
  • Der Einsatz von MAT verstärkt die Blutung durch eine Verdünnungskoagulopathie nicht
  • MAT kann bei ökologischen, geburtshilflichen und kontaminierten Eingriffen nach Abwägung des Risiko-Nutzen-Verhältnisses mit Leukozytendepletionsfilter sicher eingesetzt werden
  • MAT Einsätze rechnen sich dann, wenn Sammeltechnik und Aufbereitung gestuft eingesetzt werden und die Kosten der Komplikationswahrscheinlichkeit von Fremdblut mitberechnet werden 

Schön sind die Abbildungen, zB. der Qualitätsvergleich und die klare Darstellung der Literatur zu den Mythen. Gerade im Hinblick auf unsere Betrachtung der MAT und der aktuellen Diskussion zum Einsatz in Onkochirurgie und Geburtshilfe auch für Deutschland ein wichtiger wissenschaftlicher Beitrag- Lesenswert!!

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Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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