NATA -Leitlinien zum Management der präoperativen Anämie

Brit J Anesth Analg 2011; 106(1):13-22  Detection, evaluation, and management of preoperative anaemia in the elective orthopaedic surgical patient: NATA guidelines

Das Netzwerk NATA (Network for Advancement of Transfusion Alternatives- www.nata.com) hat im Vorfeld seines 12. Jahressymposiums eine Leitlinie zum Management der präoperativen Anämie veröffentlicht. Aus einem multidisziplinärem Gremium aus Orthopäden, Hämatologen, Hämostaseologen, Transfusionsmediziner und Epidemiologen, die eine systematische Litzeraturrecherche aus Medline und Cochraneregister betrieben, erwuchsen Praxisleitlinien für Diagnostik, Beurteilung und Behandlung der präoperativen Anämie vor blutverlustreichen elektiv-chirurgischen Eingriffen. Die Evidenz wurde in Anlehnung an die Einstufungskriterien der amerikanischen Gesellschaft für Thorakale Erkrankungen (American College of Chest Physicians) in Empfehlungsgrade 1-  ein Sachverhalt/eine Maßnahme ist „empfohlen“, 2- ein Sachverhalt/eine Maßnahme ist „vorgeschlagen“ und wägt Nutzen, Risiken, Belastungen und Kosten ab. Das unterliegende Evidenzniveau ist je nach Vertrauen in die Datenlage mit A-hoch, B- gut, C- schwach dargestellt. Die näheren Begründungen und Details der folgenden  5 Empfehlungen sind im Artikel selbst aufgeführt. Der Artikel als auch das Schaubild des Algorithmus ist frei zugänglich und über die Pubmed oder direkt unter dem BJA downloadbar. Der Algorithmus hat die IAKH übersetzen lassen und ihren Mitgliedern in den Handreichungen zum freien Download zur Verfügung gestellt.

Der präoperative Nachweis der Anämie soll 28 Tage vor dem Eingriff als Hb-Wert-Screening geführt werden (Grad 1C).

Anzustreben ist ein Zielwert vor elektiven Operationen im Normbereich der WHO (>12g/dl Frauen, > 13g/dl Männer) (Grad 2C).

Die weiterführende Labordiagnostik auf die Ursachen  der Anämie-Nährstoffmangel, chronische Niereninsuffizienz und chronische Entzündung ist empfohlen (Grad 1C).

Ein Nährstoffmangel (Eisen, Folsäure, Vitamin B12) soll behandelt werden (Grad 1C).

Ist ein Nährstoffmangel ausgeschlossen und/oder korrigiert, soll eine weiterbestehende Anämie mit Epoetin alfa behandelt werden (Grad 2A).

Damit ist auch für deutsche Kliniker klar: Die Evidenz zum Verschieben des EIngriffs bei einer Anämie ist gegeben, wenn auch nicht die stärkste ausgesprochene Empfehlung. In Deutschland sind wir aber noch nicht soweit, das Konzept auch nur annähernd bei gesetzlich Versicherten umzusetzen, da die Kassen die anfallenden Kosten der Anämietherapie scheuen. Die intra- und postoperativ anfallenden Kosten für Blutprodukte und die Therapie der Komplikationen dürften aber diese Beträge im Vorfeld der Operation weit übersteigen. Dafür sprechen die Erfahrungen mit dem Konzept in Australien, USA, den Niederlanden, Spanien, Frankreich...

T. Frietsch  

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