Neue iv-Eisenpräparate und das Absinken der Phosphatspiegel - PHOSPHARE-IDA

Wolf M et al. Effects of Iron Isomaltoside vs Ferric Carboxymaltose on Hypophosphatemia in Iron-Deficiency Anemia: Two Randomized Clinical Trials. JAMA. 2020 Feb 4;323(5):432-443. doi: 10.1001/jama.2019.22450.

Es sollte hinlänglich bekannt sein, dass eine bedarfsgerechte intravenöse Substitution mit modernen parenteralen Eisenpräparaten zu einer schnellen Korrektur einer Eisenmangelanämie führen kann. Einige Substanzen scheinen allerdings FGF23-vermittelte Hypophosphatämien zu induzieren. Diese Mangelerscheinung tritt gewöhnlich bei jedem Dritten unserer Intensivpatienten auf. Hauptursachen sind die parenterale Ernährung und die Insulintherapie. Das Absinken des Phosphatspiegels führt zellulär zu einem verringerten ATP-Gehalt (Adenosintriphosphat) und speziell in den Erythrozyten zur  Reduzierung des 2,3-DPG-Gehalts (2,3-Bisphosphoglycerat) mit entsprechenden Folgeproblemen der allgemeinen Energiebereitstellung, der Zellatmung und der Sauerstoffabgabe ins Gewebe.
Eine schwere Hypophosphatämie (Phosphatspiegel im Serum < 0,3 mmol/l) kann zur hämolytischen Anämie und zur Rhabdomyolyse führen. Eine ausgeprägte, länger andauernde Hypophosphatämie führt zu Mineralisationsstörungen des Knochens. Bei Krankenhauspatienten ist eine moderate Hypophosphatämie mit erhöhten Komplikationsraten im Krankheitsverlauf assoziiert.

Um die Inzidenz und den Grad der Ausprägung einer Hypophosphatämie und mögliche Effekte auf Biomarker der Mineral- und Knochenhomöostase der i.v. Eisenpräparate Eisen(III)-Derisomaltose (FDI) und Eisencarboxymaltose (FCM) zu vergleichen, wurden zwei randomisierte kontrollierte offene klinische Studien parallel aufgelegt (Beweiskraft bei einstimmigen Resultaten erhöht).

Der primäre Endpunkt beider PHOSPHARE-IDA Studien war die Häufigkeit von Hypophosphatämien (Serum-Phosphat < 2,0 mg/dl) zwischen Baseline und Tag 35. Als Dosierung der beiden Präparate wurde gemäß US-Zulassung FDI am Tag 1 mit 1000 mg und FCM jeweils an Tag 1 und 7 mit 750 mg appliziert. Die FDA hat mit den Sponsoren der Studien vereinbart, dass zur Erhöhung der Aussagekraft 2 unabhängige kontrollierte Studien mit gleicher Zielsetzung und einem Studienprotokoll durchgeführt wird. Bei gleichsinnigen Ergebnisse in mehreren Studien ist die Wahrscheinlichkeit eines Zufallbefundes geringer.

Die wichtigsten Ergebnisse der beiden Studien waren dann auch gleich:

• Die Inzidenz einer Hypophosphatämie (primärer Endpunkt, gepoolte Analyse) war unter FDI mit 8% signifikant niedriger als unter FCM mit 75% (p < 0,001).
• Schwere Hypophosphatämien (definiert als Serum-Phosphat ≤ 1,0 mg/dl, gepoolte post-hoc Analyse) wurden unter FDI nicht beobachtet (0,0%). Bei FCM betrug der Anteil dieser Patienten hingegen 11,3% (p < 0,001).
• Mehr als 40% der mit FCM behandelten Patienten wiesen auch an 35 Tage nach der Behandlung immer noch eine Hypophosphatämie auf (gepoolte Analyse, sekundärer Endpunkt). Bei FDI waren dies weniger als 1%.
• Darüber hinaus zeigten sowohl FDI (0,8%) als auch FCM (1,7%) eine geringe Häufigkeit schwerer Überempfindlichkeitsreaktionen als vergleichsweise mit älteren Eisenpräparaten.

Das heißt also in Konsequenz, dass die neuen Präparate tatsächlich sicherer sind als die alten parenteralen Eisenpräparate und dass wir unseren besonders kritisch kranken Intensivpatienten zusätzliche Probleme mit der Bevorzugung der Isomaltose und/oder der zusätzlichen Phosphatsubstitution zur Carboxymaltose ersparen können.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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