NHANES- Rückblick auf 20 Jahre perioperative Bluttransfusionen in USA

Shi J et al. Blood transfusion is correlated with elevated adult all-cause mortality and cardiovascular mortality in the United States: NHANES 1999 to 2018 population-based matched propensity score study. Clinics 2024; 79: 100379

Bisherige Meta-Analysen zum Outcome nach Transfusion erfassten meist Spezialkollektive wie die in der Herzchirurgie, der Orthopädie oder bei Krebsoperationen. Unklar ist immer noch, ob wir etwas wissen, wenn alle operierten Patienten daraufhin untersucht werden, mit welchem Ergebnis die perioperative Bluttransfusion im Allgemeinen vergesellschaftet ist. Vor allem Langzeitdaten sind nicht aus prospektiven Studien so einfach zu gewinnen, weshalb sich eine retrospektive Analyse anbietet.

Wird für die wichtigsten Einflussfaktoren korrigiert, kann mit einiger Sicherheit eine Hypothese generiert werden, die entweder heißt Bluttransfusionen bekommen bevorzugt diejenigen, die so krank und kritisch krank sind, dass die Assoziation der Transfusion zur erhöhten Langzeitsterblichkeit nur von eben diesen Grundvoraussetzungen abhängt. Oder es stellt sich durch das Matching von gleich schwer Kranken mit und ohne Transfusion und die weitere Korrektur für viele weitere, potentiell beeinflussende Faktoren, dass Transfusionen eben doch zur erhöhten Mortalität beitragen.

Das amerikanische Robert Koch-Institut RKI ist das Center for Disease Control and Prevention CDC, eine Behörde des amerikanischen Gesundheitsministerium. Es unterhält eine sehr große Datenbank über viele Gesundheitszustände, Krankheiten, Ernährungs- und Verhaltensweisen. Und genaus aus dieser Datenbank mit über 100 000 Datensätze haben einige Autoren nun die Beantwortung der Fragestellung herausgearbeitet.

Sie fanden über 6000 Datensätze aus den letzte 20 Jahren mit den Information Bluttransfusion und Langzeitüberleben, entsprechen auch 42 000 Personen ohne Bluttransfusionen. Das angewendete Propensity score-matching (1:1) enthielt die Gegenüberstellung passender Patienten bezüglich Alter, Geschlecht, Ethnizität, Bildungsniveau, Familienstatus, Armuts-Einkommens-Verhältnis, arteriosklerotische Kardiovaskulkarerkrankung (ASCVD), Krebserkrankung, Anämie, art. Hypertension und Diabetes mell.

Das Durchschnittsalter der Erwachsenen (Jugendliche und Kinder unter 20J wurden ausgeschlossen) war 47J, 52% waren weiblich, nahezu 70% waren kaukasischer Ethnizität mir weißer Hautfarbe (nonHispanic). Die Transfusionseinheiten der Gestorbenen waren 3mal so viel im Vergleich zu den der Überlebenden. Die Empfänger von Bluttransfusionen waren überdurchschnittlich älter, weiblich, übergewichtig, unterer Bildungsstatus und auch eine höherer Komorbidität.Die Prävalenz von ASCVD, Krebs, Hypertension, Diabetes und Anämie unter den Empfängern von Transfusionen war doppelt so hoch als in Untransfundierten.

Über 6000 Matched Pairs unterschieden sich nicht hinsichtlich der o.a. Einflussfaktoren. Bluttransfusion war signifikant mit einer über 2fach erhöhten Sterberate aus allen Gründen (HR = 2.06; 95 % CI 1.52−2.78) (p < 0.001) und nahezu 3fach aus kardiovaskulären Gründen (HR = 2.86; 95 % CI 1.77−4.62) (p < 0.001) assoziiert. Anders ausgedrückt: Das Risiko der generellen Sterblichkeit stieg mit Blutransfusion um 84 % an, das Risiko der kardiovaskulären Sterblichkeit im 137 %. Die Sensitivätsanalysebestätigte die Belastbarkeit des Ergebnisses.

Nach eine mittleren Zeitraum von 10 Jahren war Transfusion immer noch mit einem erhöhten Risiko des Versterbens an allen Ursachen mit einer HR = 1.84; 95 % CI 1.33−2.55) (p < 0.001) (Abbildung) und kardiovaskulärer Ursache mit einem Risiko von HR = 2.37; 95 % CI 1.41−3.98) (p = 0.010) verbunden. Die Assoziation von Transfusion und Krebserkrankung allerdings war nach Propensity Score Matching nicht mehr signifikant.

Die Autoren schlussfolgern, dass dem ZUsammenhang von Bluttransfusionen und der Mortalität nach allen Eingriffsarten bislang zu wenig Bedeutung zugeordnet wurde. Insbesondere die Gründe des Versterbens sollten in Zukunft genauer beleuchtet werden.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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