Outcome von Bluttransfusionen bei myelodysplastischem Syndrom

Kaka S et al. Red blood cell transfusion in myelodysplastic syndromes: A systematic review. Transfusion 19 December 2021 https://doi.org/10.1111/tme.12841

Die aktuelle Meta-Analyse von vorhandenen Studien kommt aus Toronto, Kanda. Patienten mit ineffizienter Erythro-, Thrombo- und Leukopoese müssen sich immer wieder Bluttransfusionen geben lassen. Wir hatten dazu bereits im Oktober 2021 auf den IAKH Transfusionsgesprächen Frau Prof. Greinix aus Graz zu einem hervorragenden Vortrag gehört (downloadbar im Mitgliederbereich der IAKH, in der Sitzung "Interdisziplinäre Hämotherapie in der Hämatologie-Onkologie").

Die meist klinisch bedeutsamste Anämie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten erheblich. Bisher ist aber nicht bekannt, ob die bisherige Standardtherapie "Transfusion" das bewirkt, das man sich davon erhofft, ob Komplikationen wie Eisen- und Volumenüberladung bedeutsam sind oder ob Alternativen erprobt und praktiziert werden müssen.

Die kanadischen Autoren haben sich diesem wichtigen Thema angenommen und haben von über 1000 existierenden Studien n=38 Studien mit n=11 101 Patienten gefunden, die eine Aussage zulassen. Davon waren viele als Fallserien ohne Vergleichsgruppe (n=23), einige als retrospektive (n=10) und prospektive (n=3) Kohortenstudien, eine als Fall-Kontroll-Studie und eine RCT-Feasibility (Machbarkeit)-Studie (je n=1).

Die Ergebnisse der sehr heterogenen Studien zur transfusionsassoziierten Ergebnisanalyse sind in Tabellenform aufgeführt und leider nur unzureichend in verschiedene Themen gegliedert.

Von den 38 Studien haben sich n=14 mit den Auswirkungen der Transfusionstherapie auf das Überleben und den Krankheitsprogress beschäftigt. Die Mehrzahl (n=11) hat einen negativen Zusammenhang festgestellt. Mit den klinisch wahrgenommenen Komplikationen im Zusammenhang mit Bluttransfusionen in diesem Kollektiv befassten sich weitere Studien: Nicht als so bedeutend und häufig wurde die Eisenüberladung und die nachfolgenden Organschäden für Leber und Herz (nur in 3 von 9 Studien als korreliert) bezeichnet. Ein großes und häufiges Problem bei MDS sind Allo-Immunisierungen: Mit einer Immunisierungsrate von 4,5%-55% wäre diese Komplikation bedeutsamer als in anderen vergleichbaren, häufig transfundierten Kollektiven. Febrile Transfusionsreaktionen machten in einer Kohorte bis zu 46% aus. Natürlich verursachten mehrfachtransfundierte Patienten höhere Behandlungskosten, Krankenhausaufenthalte und Notfallbehandlungen (5 Studien). Nur 2 Studien untersuchten die Effektivität der Symptombeseitigung und der Lebensqualität von MDS Patienten unter dem Einfluss einer Bluttransfusionstherapie.

Die einzige RCT zum Thema von Stanworth et al. 2020 schloss, dass eine Effectiveness-Studie zum Einfluss der Transfusionsstrategie auf das Outcome und die Lebensqualität bei dieser Erkrankung durchführbar und dringend notwendig sei.

Die zusammenfassend dargestellten Ergebnisse der Analyse ("Key findings") enthalten wenig Neuigkeiten: Dass die meisten Patienten mit MDS eine Anämie erleiden, die vorwiegend mit Bluttransfusion behandelt wird, was in der Folge zu Allo-Immunisierung, Eisenüberladung und Transfusionsreaktionen enden kann, überrascht wenig. Dass Transfusionsbedürftigkeit (nicht nur bei MDS) mit einer schlechteren Prognose zusammenhängt, ist klar, nur der kausale Zusammenhang auch weiterhin ungeklärt.

Trotz dieses eher bescheidenen Erkenntnisgewinns ist diese Analyse ein klares Signal dazu, dass wir in einem der am häufigsten behandelten Kollektiven die Bedeutung der Transfusionstherapie klären. Und dass wir Daten schaffen, die eindeutig widerlegen oder nahelegen, dass auch eine restriktivere Transfusionsstrategie mit weniger Komplikationen und vergleichbaren Lebenserwartungen einhergeht. Vielleicht ist mit alternativen Therapieverfahren der Anämie eine vergleichsweise effektivere und nebenwirkungsärmere Symptombeseitigung zu erreichen und gleichzeitig die Prognose zu verbessern.

Pubmed

 

Für sie gelesen von Th. Frietsch

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