Covid-19 und Anämie

Algassim AA et al. Prognostic significance of hemoglobin level and autoimmune hemolytic anemia in SARS-CoV-2 infection. Ann Hematol 2020 Sep 12. doi: 10.1007/s00277-020-04256-3.

Es ist anzunehmen, dass das Ausmaß der Infektanämie mit der Erkrankungsschwere korreliert. Aber kann der Schweregrad der Anämie auch von prognostischem Wert sein und Patienten mit schwerem Verlauf anzeigen? Damit könnte neben Thrombopenie und dem Spiegel von D-Dimeren, LDH, Ferritin und CRP auch der Hämoglobinspiegel (Hb) eine Hilfestellung geben, welcher Patient stationär aufgenommen oder gleich auf Intensivstation (ICU) verlegt werden soll. 

Eine Studiengruppe aus Saudi-Arabien hat dazu nun innerhalb 2 Wochen im Juni ihre RNA-Test positiven und kreislaufinstabilen Patienten stationär aufgenommen und für 14 Tage beobachtet.

Im Vergleich zu den kreislaufstabilen Covid-19-Patienten in häuslicher Isolation (Hb 13,87 g/dl) waren die Hb-Spiegel der stationären und kreislaufinstabilen Patienten (Hb 13,08g/dl) bzw. im Vergleich zu den instabilen Patienten ohne ICU-Aufnahme (13,31 vs 12,84 g/dl) signifikant erniedrigt. Bei Intensivpatienten fiel der Hb im weiteren Verlauf auf 9,5g/dl.  Der Intensivaufenthalt war begleitet von frühzeitig und signifikant erniedrigten Thrombozytenzahlen, LDH, Ferritin und höheren D-Dimerkonzentrationen. 

Stationäre Patienten ohne Anämie konnten früher entlassen werden (Aufenthaltsdauer LOS 13.3 Tage vs. 10.8 Tage, p = 0.011). Die bei Aufnahme auf die ICU anämischen Patienten (Hb < 12,5g/dl) hatten ein 1,8 fach erhöhtes Sterberisiko (HR 1,82, 95% CI 1.145 - 2.774, p=0.0104).

Die Anämie war großteils normozytär auf ICU (79%), und Normalstation (GW-71%), zu einem kleineren Anteil mikrozytär (ICU vs. GW 13% vs. 26 %) und selten makrozytär (ICU vs. GW 7% vs. 3 %).  Anhand der Sphärozytose und eines positiven Coombs-Tests vermuteten die Autoren eine unterschiedliche Rate an der zumeist IgG-induzierten autoimmun-hämolytischen Anämie (AIHA) im Kollektiv (ICU vs. GW 14% vs. 9%) infolge von hämophagozytotischer Lymphohistiozytose (HLH). Der Nachweis der IgG-AK war mit einer erhöhten Sterblichkeit (32%) oder einer verlängerten Aufenthaltsdauer vergesellschaftet.

Damit spielt das Ausmaß und die Art der Anämie bei der Covid-19-Infektion eine ähnlich prognostisch bedeutsame Rolle wie in anderen Gebieten (z.B. perioperativ). Wir kennen nun einen weiteren prognostischen Parameter bei der Covid-19-Infektion und können uns die Wirksamkeit der Steroidtherapie im schweren Verlauf durch die Milderung der HLH gut erklären.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

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