Patient Blood Management - was bringt's? Eine Meta-Analyse ...

Althoff FC et al. Multimodal Patient Blood Management Program Based on a Three-pillar Strategy: A Systematic Review and Meta-analysis. Ann Surg. 2019 May;269(5):794-804. doi: 10.1097/SLA.0000000000003095

Was bringt die Implementierung eines Bundels für das "Patient Blood Management"? Eine aktuelle Meta-Analyse vergleicht das Outcome der Drei-Säulen-basierten Therapie aus mehreren Instrumenten mit der Periode davor.

Aus 17 Studien (1 randomisierte kontrollierte Studie RCT, 14 Observationen mit Vorher und Nachher-Vergleich, 1 retrospektive Kohorte und 1 retrospektive Fall-Kontroll-Studie) konnten insgesamt n=235 779 chirurgische Patienten rekrutiert werden - n=100 886 in der Ära vor PBM und n=134 893 nach der Einführung von PBM. Es wurden nur Studien ausgesucht die mindestens ein Instrument pro Säule umgesetzt hatte. Durchschnittsalter der Patienten war 64 +/- 10 Jahre. Durchführende Krankenhäuser waren Universitätskliniken, Lehr- und Kommunalkrankenhäuser aus Australien, Canada, Schweiz, China, Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Niederlande.

Durch die Einführung von PBM wurde die Transfusionsrate um 39% [risk ratio (RR) 0.61, 95% confidence interval (CI) 0.55-0.68, P < 0.00001] und um 0.43 EK-Einheiten pro Patient (mean difference -0.43, 95% CI -0.54 to -0.31, P < 0.00001) gesenkt. Die stärksten Senkungen waren beim Transfusionsbedarf in der Orthopädie (55%), Herzchirurgie (50%) und Gefäßchirurgie (8%) bzw. als Senkung der transfundierten Einheiten um 0.87 Eis in der Herzchirurgie, um 0.66 in der Gefäßchirurgie und 0.25 EK-Einheiten in der Abdominal/Viszeralchirurgie, um 0.2 Ek-Einheiten in allen übrigen Disziplinen und 0.18 in der Orthopädie.

Die Krankenhausverweildauer sank in der gesamten PBM-Gruppe um -0.45 Tage, 95% CI -0.65 to -0.25, P < 0,00001); am gravierendsten um 1.34 Tage in der Herzchirurgie, um 0.41 Tage in der Orthopädie und um 0.43 in allen übrigen Chirurgien.

Die Anzahl der Komplikationen sank durch PBM um 20% (RR 0.80, 95% CI 0.74-0.88, P <0.00001) und die Gesamt-Mortalitätsrate um 11% (RR 0.89, 95% CI 0.80-0.98, P = 0.02). Am deutlichsten war der Mortalitätsunterschied in der Orthopädie (28%!).

Dieses klare Signal sollten auch noch die letzten Zweifler bei der Umsetzung des Programms vor Augen haben! Von den vielen Instrumenten der individualisierten Hämotherapie, für die sich die IAKH seit beinahe 20 Jahren stark macht, sind viele gut erforscht und in ihrer Effektivität bestätigt (in der Diskussion von den Autoren nochmalig angerissen). So ist es doch erstaunlich, dass sich trotz der eindeutigen Qualitätszunahme bei gleichzeitiger mehr oder weniger ausgeprägter Kostenersparnis so wenig Gesundheitssysteme bisher für ein PBM-Programm stark machen, darunter Italien, Australien, Niederlande und UK mit zum Teil obligatorischen Leitlinien zum PBM.

In Deutschland tun wir uns vor allem in den kleinen und mittleren Krankenhäusern extrem schwer mit der Umsetzung, wie eine kürzlich IAKH-Umfrage ergab. Ob die Empfehlungen des deutschen Arbeitskreises Blut zu diesem Thema eindeutiger sein werden, muss angesichts der Zusammensetzung des Gremiums bezweifelt werden.

 

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

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