PBM Umsetzung in den großen Zentren in Europa ist sehr unterschiedlich

Jung-König M et al. Programmes for the management of preoperative anaemia: audit in ten European hospitals within the PaBloE (Patient Blood Management in Europe) working group. Vox Sang. 2019 Dec 26. doi: 10.1111/vox.12872.

Eine Umfrage von der Frankfurter PBM Initiative hat jetzt gezeigt, dass der Eindruck der nur bruchstückhaften Umsetzung des "Patient Blood Management" selbst unter großen Universitätskliniken in Europa stimmt, was die Diagnose und Therapie der präoperativen Anämie angeht.

In einer Umfrage an 10 Kliniken des Patient Blood Management Netzwerkes aus Italien, Malta, UK, Holland, Schweden und Frankreich wurde abgefragt, wie die präoperative Anämie hinsichtlich der Verankerung in der Klinikstruktur organisiert wird, wie sie personell und finanziell unterstützt wird und welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen umgesetzt sind.

Eine nationale PBM Richtlinie gibt es nur ein UK und Italien. Lokal implementierte Richtlinien fehlten selbst in drei der 10 Universitätskliniken. Eigene Ambulanzen gab es nicht in allen Häusern, in Frankreich, Schweden und Deutschland von der Anästhesie besetzt und betrieben ( in 6 von 10 Einrichtungen). 

In Schweden und UK wird die Diagnostik und Therapie der perioperativen Anämie staatlich finanziert, sonst durch die Anästhesie oder die PBM-Ambulanz. Nur selten wird die Diagnostik und/oder Therapie durch den Patienten mitfinanziert (Anger (Frankreich), Msida (Malta), Stockholm (Schweden)).  

Nicht immer werden Ferritin und Transferrinsättigung bestimmt und in einigen großen Zentren werden alternative Ursachen der Anämie wie Folsäure- oder Vit. B-Mangel nicht erfasst.

In 6 Einrichtungen wurde bei Eisenmangel eine intravenöse Therapie anstatt einer oralen Verabreichungsform bevorzugt. Der bevorzugte Verabreichungszeitpunkt variierte von 14 Tagen und 1 Tag vor dem Operationstermin. Die mittlere Wartezeit zwischen Kontakt und Op-Termin variierte je nach Fachdisziplin und Land erheblich (zwischen 0 und 60 Tagen).

Diese Umfrage unter Universitätskliniken im Netzwerk PBM ist ziemlich ernüchternd. Allerdings hatte sich die Umfrage nicht auf das ganze PBM-Konzept bezogen, nur auf den ersten Pfeiler und Amit das am schwersten umzusetzende Thema- die Diagnose und Behandlung der präoperativen Anämie. Der Stand der Umsetzung der individuellen Hämotherapie an mittleren und kleinen Häusern in Europa bleibt meist bis auf wenige Ausnahmen hinter den finanziellen und personellen Ressourcen zurück. 

Der Artikel lässt viele Fragen offen und ist für geneigte Nachahmer wenig ermutigend. Die Finanzierung durch die Anästhesieabteilung oder den Patienten selbst stellen neben den bevorzugten Organisationsformen als eigene Ambulanz unüberwindliche Hürden für kleinere Einrichtungen dar. Die Wartezeit auf die Operation war im Mittel bei Einrichtungen, die ihre Patienten in die präoperative Ambulanz schickten, nicht kürzer. Das wurde aber von den Autoren nicht diskutiert 

Es bleibt also noch viel zur flächendeckenden Umsetzung und qualitativ hochwertigen Versorgung zu tun!

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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