Perioperative Thrombozytentransfusion

Warner MA et al. Transfusions and perioperative red blood cell requirements in patients with thrombocytopenia undergoing noncardiac surgery. Transfusion 2016; 56(3):682-90

Eine neue retrospektive Datenbankanalyse bei fast 14000 Patienten zeigt, dass Patienten perioperativ nicht weniger EKs erhalten, wenn vor dem Eingriff die Thrombozytenzahl durch Konzentrate angehoben wIrd. Die Zahlenkorrekur nutzt nicht nur nichts , sondern das Ausmaß an Thrombozytentransfusion ist mit verlängertem Intensivstations-Aufenthalt und erhöhter Sterblichkeit verbunden.

Von einem Zentrum, der Mayo Klinik in Rochester, stellten sich aus allen nicht-herzchirugischen Eingriffen nur 6,2% (860)  Patienten mit einer präoperativen Thombozytenzahl unter 100/nl vor. Diese wurde nur bei 72 Patienten ( 8,5%) präoperativ mit Thromozytenkonzentraten angehoben.  Man versprach sich davon eine verringerte Transfusionsrate mit Erythrozytenkonzentraten bei gemischt großen und kleineren chirurgischen Eingriffen 

Die große Datenbank lieferte dann auch die Bestätigung, dass die mit Thrombozyten präoperativ transfundierten Patienten mehr Grund hatten, mit Erythrozytenkonzentraten intraoperativ und perioperativ transfundiert zu werden: Die mit Thrombozyten transfundierten Patienten hatten einen schwereren Erkrankungsgrad ASA, niedrigere Hämoglobinspiegel, mehr Notfalleingriffe, kürzere Eingriffe und auch mehr Hämato-onkologische und pneumologische Grunderkrankungen. So musste ein rigoroser Propensityscore angewandt werden, der die Gruppen ausglich. 

Und trotzdem fand sich kein erhöhter perioperativer  Transfusionsbedarf bei den vortransfundierten Patienten, eher ein Trend zur erhöhten Mortalität, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, auf die Intensivstation zu kommen und eine längere Krankenhausverweildauer. 

Das zeigt uns, einigermaßen verlässlich (obwohl aus einer observativen retrospektiven Studie, aber mir robusten Zahlen und strikter Statistik), dass wir in dem Bemühen, eine Blutungswahrscheinlichkeit durch präoperatives Anheben der Thrombozytenzahl zu vermindern, nicht erfolgreich sind. Und dass wir das präoperative Laborscreening auch weiterhin so lassen können, wie es von den Fachgesellschaften der Anästhesiologie und Chirurgie aktuell empfohlen wird- bei klinisch unauffälligen Patienten brauchen wir kein Routinelabor. Selbst eine Thrombozytopenie unter 100/ nl ist nicht gleichbedeutend mit einer nennenswerten Blutungsneigung im Falle einer Operation. 

T. Frietsch 

 

zur pubmed

Zurück