Gerinnungstherapie und Leitlinienempfehlungen zur postpartalen Blutung

Lier H et al. Peripartum Haemorrhage: Haemostatic Aspects of the New German PPH Guideline. Transfus Med Hemother 2017 Nov. 15: DOI: 110.1159/000478106 epub ahead of print

Die deutschsprachigen Gesellschaften dür Gynäkologie, die deutschen Anästhesisten DGAI und die Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung GTH haben die Leitlinien zur Behandlung der postpoartalen Blutung erneuert. Siehe auch (AWMF S2K Leitline von 5/2016).  

Der Artikel fasst in kurzer Form die wichtigsten Neuerungen zusammen:

  • UTEROTONIKA bei Uterusatonie: Primär: Oxytozin Initialbolus 3-5 IU in 10ml NaCl (langsam oder als Kurtzinfusion) gefolgt (wenn notwendig) von einer Dauerinfusion von 10–40 IU in 500-1000 ml Kristalloidlösung. Die Ersatzmittel Methylergometrin (nicht als Bolus) und Prostaglandinpräparate (z.B.: Suprostone) sind mit Vorsicht und unter Kreislaufmonitoring anzuwenden, nicht synchron zu Oxytozin.
  • NOTFALLHYSTEREKTOMIE bei lebensbedrohlicher Blutung soll nicht zu spät durchgeführt werden und spätestens nach 2-3l Blutverlust. Massivtransfusionsprotokoll, Aortale Kompression, Hämilton-Manöver, Packing sind empfohlene Begleitmaßnahmen.
  • HÄMOSTASE-MANAGEMENT: Eeine Koagulopathie sollte immer angenommen werden, diagnostische Maßnahmen und Therapie zeitgleich und ohne Verzögerung erfolgen. Chirurgische Blutstillung, anästhesiologische Korrektur von Hypovolämie, Azidose, Hypothermie und Koagulopathie, eventuelle Stabilsierung auf Intensiv und zweitzeitige operative Versorgung nach Stabilisierung.  Die intraoperative Gerinnungstherapie erfolgt mit Antifibrinolytika vor dem Ersatz von Fibrinogen, FFP oder/und Fakorenkonzentrate und Thrombozyten (Zielwert > 100 000/mcl). Bei aktueller oder anamnestischer PPH soll die Fibrinogenspiegelbestimmung einen Zielwert > 2g/l ergeben. Rekombinanter FVIIa kann in einer Dosis von 90mcg/kg KG als Ultim ratio vor der Notfall-HE gegeben werden, wenn alle Maßnahmen ausgeschöpft sind. Innerhalb 24 h nach Blutungsbehrrschung soll eine low-dose-Thromboseprophylaxe unter Kontrolle des AT-3 Spiegels (Soll > 80%) begonnen werden.
  • MANAGEMENT: Personelle und qualifizierte Hilfe von erfahrenen Team-Mitgliedern nach einem andauernden Blutverlust von 500ml bei vaginaler bzw. 1000ml nach Kaiserschnitt-Entbindung oder nach einem definitven Blutverlust von 1,5 l ist die eindeutige Empfehlung der Leitlinienkommission. Große Gefäßzugänge (mindestens 2 x 16G und/oder einen zentralvenösen Zugang) sowie ein arterielle Blutdrucküberwachung inclusive die Benutzung der maschinellen Autotransfusion mit Leukozytendepletionsfilter sind empfohlen. Nach Abnabelung des Neugeborenen soll eine permissive Hypotension bis zur Blutungskontrolle angestrebt werden. Bis zur Blutungskontrolle soll ein Hämoglobinspiegel von 7 g/dl nicht unterschritten und nach Blutstillung als Ziel angestrebt werden. Eine 24-h-ige Monitor-Überwachung ist für die Patientin und ein Debriefing für das Behandlungs-Team innerhalb von 24h notwendig. Das regelmäßige Simulationstraining dieser Situation ist strenge Empfehlung.

Pubmed (zur Zeit noch nicht in Pubmed)

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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