Gibt es ein Mittel zum Vorbeugen einer postpartalen Blutung?

Masuzawa et al. Prophylactic management of postpartum haemorrhage in the third stage of labour: an overview of systematic reviews. Systematic Reviews (2018) 7:156

Präoperative Transfusion zur Beseitigung der prognostisch ungünstigen Anämie

Sind unsere prophylaktischen Maßnahmen zur Verhinderung eines tödlichen Verlaufs der postpartalen Blutung (PPH) uneffektiv?  Die postpartale Blutung (PPH) ist die häufigste Ursache der Müttersterblichkeit und wird definiert als ein größerer Blutverlust als 500ml in den ersten 24h nach Entbindung aus (6 -10% aller Entbindungen), schwere PPH- > 1000ml/24h (1,8-3,0% aller Entbindungen). Bekannte Risikofaktoren sind das Alter der Mutter (>35J), BMI ≥ 30 kg/m2, Herkunft aus Asien oder einer pazifischen Insel,  Mehrlingsgeburt (> 3), Erst - oder vielfachgebärende Mutter, Anamnese der PPH, Bluthochdruck, Präeklampsie, Plazentationsabnormalität, Uterusruptur, Geburtseinleitung,  prolongierter Geburtsverlauf, Dammschnitt, Sectio Caesarea, rel. Frühgeburt des Kindes. (<37 SSW).  Eine systematischen Literaturübersicht aus 29 Meta-Analysen (!) aus Japan untersuchte nun die verfügbaren Maßnahmen, einer postpartalen Blutung vorzubeugen, hinsichtlich ihrer Effektivität, die Mortalität, den Blutverlust und die Transfusionsrate zu senken. Zur Verfügung standen lediglich die geburtshildlichen Maßnahmen zur Beschleunigung der letzten Geburtsphase wie Zangen- oder Glockengeburt, Umstieg auf Sectio, der Verabreichung von Uterotonika, frühes Klemmen der Nabelschnur, kontrollierter Zug zur Placentageburt oder uterine Kompression/Massage. Unter den begutachteten und zusammengefassten Studien waren 18 qualitativ hochwertige Cochrane-Analysen und 11 weitere minderer Qualität. Die müttterliche Sterblichkeit war in nur wenigen Studien untersucht. Sie wurde durch keine der obigen Maßnahmen gesenkt, auch nicht durch die bei uns gebräuchlichste Maßnahmen - die geburtshilflichen Maßnahmen zur BEscheleunigung der letzten Geburtsphase. Verabreichung von Uterotonika. Aktive geburtshilfliche Unterstützung reduzierte ebenso den Blutverlust im Vergleich zu Plazebo wie Uterotonika  (RR = 0.62, 95% CI = 0.44 to 0.87; 5 RCTs; 4162 women; heterogeneity; I2 = 0%) , egal ob es vor oder nach der Abnabelung gegeben wurde (RR = 0.98, 95% CI = 0.48 to 1.98), die intramuskuläre Verabreichung von 10IE war gegenüber PLacebo nicht effektiv (RR = 0.16, 95% CI = 0.02 to 1.30). Uterotonika reduzierten ebensowenig wie Prostaglandine die Transfusionsnotwendigkeit. Tranexamsäure war verglichen mit Plazebo hinsichtlich beidem, des Blutverlusts (RR = 0.49, 95% CI = 0.33 to 0.74; 4 RCTs; 1754 women; heterogeneity; I2 = 0%) als auch der Transfusionsrate (RR = 0.34, 95% CI = 0.20 to 0.60; 6 RCTs; 1662 women; heterogeneity; I2 = 0%) effektiver als Uterotonika. Prostaglandine (oral verabreichtes Misoprostol (400–600 μg)) verringerten im Vergleich zu Plazebo den Blutverlust ebenfalls (RR = 0.31, 95% CI = 0.10 to 0.94; 5 RCTs; 3519 women; heterogeneity; I2 = 0%). Alles in allem beklagen die Autoren die minderwertige Qualität aller Studien und die uneinheitlichen Bewertungen und Definitionen der PPH. Ich meine, das verwundert weniger bei der Frequenz mit der heutzutage Meta-Analysen veröffentlicht werden (asiatische "Meta-Analitis"), stimme aber der Forderung zu, beim Studiendesign zumindest auf die veröffentlichten Definitionen zu achten- in unserem Raum die AWMF S2LL PPH oder die der WHO.

 

Pubmed

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Für Sie gelesen von T. Frietsch

 

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