Restriktiver Transfusionstrigger für kardinale Hochrisikopatienten: Randomisierte Studie in der Herzchirurgie

Koch CG et al. A Randomized Clinical Trial of Red Blood Cell Transfusion Triggers in Cardiac Surgery. Ann Thorac Surg. 2017 Oct;104(4):1243-1250.

In der Herzchirurgie kann die Gefahr der restriktiven Transfusionstrategie für kardiale Hochrisikopatienten besonders gut untersucht werden. Gibt es Unterschiede in den wesentlichen Outcomes Mortalität und Morbidität? Diese Studie wurde von 2007-2014 auch durchgeführt worden: Die Autoren randomisierten über 700 Patienten zu einem restriktiven Transfusionstrigger(Hb 8,0g/dl, Hct 24) oder einer liberaleren Schwelle (Hb 9,3g/dl, Hct 28), bevor die Studie bei der 2. Interimsanalyse abgebrochen wurde.

Randomisiert wurden blockweise alle eingeschlossenen Patienten zur Herzklappenchirurgie, Bypassoperation und Aortenrekonstruktionen 2 großen amerikanischen Zentren. Wenn der Hct auf 24 bzw. 28 fiel (meist nach Beginn der extrakorporalen Zirkulation), wurde ein EK transfundiert. Die Powerkalkulation erforderte 668 Patienten pro Behandlungsarm bei einer Mortalität bzw. Komplikationsinzidenz von 25 bzw. 34% bei den jweieligen Hämatokritgruppen 24 und 28%.

Die Studie wurde bei der Hälfte aller benötigten Patienten vorzeitig abgebrochen, weil keine Trends eines Unterschiedes festzustellen war  (Odds ratio, low versus high, OR = 0.86, 95% confidence interval: 0.29 to 2.54, p = 0.71):  56 Patienten (16%) in der 24% Hämatocrit-Trigger-Gruppe und 68 Patienten (19%) in der 28% Hämatocritgruppe erlitten Komplikatonen, die meisten im Trend mehr in der liberaleren Gruppe.  Die restriktiv transfundierte Gruppe erhielt jedoch signifikant weniger Transfusionen (54% versus 75%, p < 0.001). Transfundiert wurde meist intraoperativ (restriktiv 112 [31%]; liberal 208 [59%]), gefolgt von Intensivstation (restriktiv 105 [31%]; liberal 115 [34%]) und peripherer Station (restriktiv 41 [12%]; liberal 42 [13%]). Die restriktive Gruppe hatte natürlich auch niedrigere Hämoglobinspiegel bzw. Hct-Werte:  Median vor Transfusion, 22% (Q1 = 21%, Q3 = 23%) versus 24% (Q1 = 22%, Q3 = 25%).

Die Autoren schlossen daraus, das Patienten in der restriktiven Gruppe vermutlich mehr ischämische Episoden (durch den niedrigeren Hct) erlitten hätten, die Patienten in der liberalen Gruppe mehr transfusionsassoziierte Schäden- beides nicht wünschenswert. Da aber die Absenkung des Transfusionstrigger die Komplikationsrate nicht steigerte und zusätzlich Erythrozytenkonzentrate einsparte, wurde die Empfehlung ausgesprochen, den restriktiver Trigger in die Praxis zu übernehmen. 

EIne suabere Studie mit einer klaren Botschaft für alle Herzchirurgen- und Kardioanästhesisten- Die restriktive Transfusionsstrategie kann auch in die Herzchirurgie übernommen werden! 

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