Restriktive Transfusionsstrategie bei hüftnaher Frakturchirurgie doch gefährlich?

Zhu C et al. Restrictive versus liberal strategy for red blood-cell transfusion in hip fracture patients: A systematic review and meta-analysis. Medicine (Baltimore). 2019 Aug;98(32):e16795

Eine Meta-Analyse hat untersucht, ob sich liberale und restriktive Transfusionsstrategien bei hüftnahen Frakturen unterscheiden. Es wurden sowohl RCTs als auch retrospektive Beobachtungsstudien eingeschlossen. Eingeschlossen wurden 7 kontrollierte Studien (RCTs) und nur 2 retrospektive Beobachtungen (n= 3575 Patienten insgesamt).

Hinsichtlich Delirinzidenz, Mortalität, Rate aller Infektionen, an Pneumonien, Wundinfektionen, Kardiovaskulären Ereignissen, Herzinsuffizienz, Thromboembolien und Krankenhausverweildauer fanden sich keine Unterschiede in beiden Behandlungskollektiven der restriktiv oder liberal Transfundierten (P >.05). Allerdings stellte sich mit diesem Mix an Daten ein signifikant erhöhtes Risiko für ein akutes Koronarsyndrom bei restriktiver Strategie (RR 1,77, 95%CI 1,09-2,86; p=0,02) und ein erhöhtes Risiko für cerebrovaskuläre Ischämien (RR )bei liberaler Strategie heraus!  

Wie die erhöhte Myokardrate für Hüftoperationen zustande kommt, bleibt nur spekulativ, da die Arbeit mit dem größten Gewicht, die Studie von Jeff Carson an kardiovaskulär vorerkrankten Hüftoperationen 2011 (New Engl Journal Med, free PDF) keine Unterschiede in der Risikoschätzung (OR) fand, lediglich eine statistisch nicht signifikante Gruppendifferenz zu ungunsten der restriktiven Gruppe für Akuten Myokardinfarkt, instabile Angina oder Tod (4.3% in der liberalen vs. 5.2% in der restriktiven Gruppe, Risikodifferenz−0.9 % (99% CI, −3.3 to 1.6). Zhu und Koautoren verwenden in der Meta-Analyse für diese Studie eine RR von 1,65 (95% CI 0,99-2,75).

In der Methodik wurde nicht erwähnt, ob die Orginaldaten aus den Studien verwendet wurden. Es ist bei der Verwendung von Risikoschätzern ein statistischer Unterschied, ob ich das Risiko für einen Zeitraum  mit mehrern Resultaten/Zwischenergebnissen (RR) verwende oder ob das Risiko für einen einzelnen Zeitpunkt  (31 Tage, 3 Monate etc.) errechnet wird. Ein weiterer Statistik- oder Selektions-Effekt liegt nahe, da 5 der Studien als primäres Studienziel nicht auf die Mortalität oder Ischämie-Symptomatik abzielten, sondern postoperatives Delirium untersuchten. Die Autoren geben die hohe Heterogenität der verwendeten Daten für dieses outcome zu bedenken. 

In Anbetracht der niederklassigeren Publikation und der nicht hochwertigen Methode der Meta-Analyse ist das Ergebnis nicht allzu ernst zu nehmen. Zumal die Transfusionstrigger in den Studien wieder einmal weder für Nomrovoloämie korrigiert werden können und die Definitionen von restriktiv bzw. liberal unterschiedlich waren.  In Beziehung gesetzt zu anderen Meta-Analysen bei Hüft- und Knieendoprothetik (Cochrane Brunskill 2015, Docherty 2016, Wang 2017, Mao 2017, Gu 2018 aber ergibt sich eine Hypothese, die  besagt, im Gegensatz zu Patienten mit elektivem Hüft- und Kniegelenksersatz könnte bei Hüftfrakturen ein erhöhtes Myokardrisiko mit der restriktiven Strategie verbunden sein.

Pubmed

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Für Sie gelesen von T. Frietsch

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