Restriktive Transfusionsstrategie bei Stammzelltransplantation

Tay J et al. Liberal vs Restrictive Red Blood Cell Transfusion Thresholds in Hematopoietic Cell Transplantation: A Randomized, Open Label, Phase III, Noninferiority Trial. J Clin Oncol. 2020 Feb 21:JCO1901836. doi: 10.1200/JCO.19.01836.

Bei onkologischen Patienten vor einer Stammzelltherapie verursacht die vorbereitende Chemo- und/ oder Strahlentherapie eine unter Umständen ausgeprägte Anämie, wenn nicht Panzytopenie. Die in dieser Situation notwendige Transfusionstherapie war in einigen Beobachtungsstudien mit einem negativen Outcome verbunden. Prospektive Daten existierten bislang für die Stammzelltransplantation nicht.

In einer kontrollierten Non-inferior-Studie hat sich die kanadische Autorengruppe um Dean Fergusson nun der Fragestellung gewidmet, ob ein restriktiver Transfusionstrigger dem liberalen Trigger bei Patienten, die sich einer Stammzelltransplantation unterziehen mussten, gleichwertig ist.

Innerhalb von 5 Jahren (2011-2016) wurden in 4 Zentren zufällig 300 Patienten mit hämatologischen Grunderkrankungen und der Indikation zur Stammzelltransplantation (SC-Tx) dem restriktiven Regime mit einem Hämoglobinspiegel (Hb) von 7,0 g/dl oder dem liberalen von 9 g/dl zugeteilt. Die Beobachtungsdauer ging über 3 Monate (100 Tage). Als Zielpunkte war primär die gesundheitsabhängige Lebensqualität (HRQOL) am Tag 100 nach Tx und sekundär Mortalität, Krankenhaus-Verweildauer, Intensivaufenthalte, Abstoßungsreaktionen (Graft vs. Host (GvH)), Infektionen, Transfusionsbedarf, Therapieansprechen und weitere relevante Parameter gewählt worden.

Der mittlere Hb vor Transfusion war 7,1 g/dl in der restriktiven und 8,5 g/dl in the liberal-strategy Gruppe (P < .0001). Im Mittel konnten bei restriktiver Therapie EKs eingespart werden (Transfusionsbedarf restriktiv 2,73 +/- 4,81 Einheiten vs. liberal 5,02 +/- 6.13; P = 0.0004).

Nach Korrektur für die Transfusionsart und den Ausgangswert für die Lebensqualität wies die restriktiv therapierte Gruppe einen höheren Score-Wert für die Lebensqualität nach 100 Tagen auf (Differenz von 1,6 Punkten, 95% CI -2,5 zu 5,6 Punkten), was "noninferior"- also nicht schlechter als die liberal transzendierte Gruppe war.

Für die anderen o.g. klinischen Ergebnisse (sekundäre Ziele) ergaben sich keine Unterschiede.

Die Beachtung der im Protokoll vorgesehenen unteren Grenze zur Transfusion war der Beachtung des oberen Auslösers zur Transfusionsentscheidung gleichwertig - also auch für Stammzelltransplantierte. Ein weiteres Kollektiv, das nicht als Ausnahme von der Beachtung restriktiver Strategie gilt.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

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