Restriktive Transfusionstrategie und Thrombosegefahr

Maimaitiming M et al. Impact of restrictive red blood cell transfusion strategy on thrombosis-related events: A meta-analysis and systematic review. Vox Sang 2022 Mar 25. doi: 10.1111/vox.13274. Online ahead of print.

Ein chinesisch-deutsches Autorenteam hat eine systematische Literaturrecherche und Meta-Analyse durchgeführt, die beim Vergleich der restriktiven zur liberalen Transfusionstrategie die Frage beantworten sollte, ob eine zurückhaltende Transfusion von Erythrozytenkonzentraten (EK) durch eine Reduktion des Intravasalvolumens und der Sauerstoffträger zu mehr Thrombosen und Infarkten führt. Es wurden nur RCT eingeschlossen und auch aktuelle Studien in besonderen Kollektiven wie zum Beispiel Schädel-Hirn-Traumata, Gefäßchirurgie, Orthopädie/Unfallchirurgie, akute Myokardinfarkte mit schwerer Anämie sowie Tumoranämiepatienten.

30 kontrollierte Studien (RCT) mit 17 334 Teilnehmern konnten zwar nur mit niedriger Evidenzlage, aber immerhin eine reduzierte Thromboembolierate für die restriktive Strategie nachweisen (OR=0.65 (95% CI 0.44–0.94; p= 0.020; I2= 0.0%, very low-quality evidence). Auf der anderen Seite gab es zwischen liberaler und restriktiver Strategie keine Unterschiede für zerebro-vaskuläre Insulte (RR=0.83; 95% CI 0.64–1.09; p= 0.180; I2= 0.0%, very low-quality evidence) oder Myokardinfarkte (RR=1.05; 95% CI 0.87–1.26; p= 0.620; I2= 0.0%, low-quality evidence).

Wie üblich waren die Transfusionstrigger nicht einheitlich, manche Studien zielten auf die intra- oder perioperative Phase und andere auf den gesamten Krankenhausaufenthalt ab.Trotz allem war bei den ausschließlich eingeschlossenen RCT die Heterogenität nicht signifikant.

Interessanterweise ergab eine Subgruppenanalyse, dass die Thromboembolierate und die Rate an Myokardinfarkten nur bei Studien reduziert waren, die als untere Schwelle 7g/dl Hämoglobinkonzentration (Hb) im Gegensatz zu 8g/dl Hb definiert hatten (verglichen zu einer liberalen Schwelle von 10 in beiden Subgruppen).

Beim Vergleich mit der Literatur finden sich weitere Analysen, die dieses Ergebnis bestätigen und selten welche, die zu einem anderen, nachteiligen Ergebnis für die restriktive Strategie in bestimmten Subkollektiven kommen. Die Autoren führten eine prothrombotische und proinflammatorische Wirkung der Erythrozytenkonzentrate an - also einen generellen Effekt. Die Beurteilung ist vielleicht in einer großen weltweiten Meta-Analyse nicht ganz so einfach, da die Thromboseinzidenz zwischen verschiedenen Ethnien unterschiedlich ist - niedriger beispielsweise bei Asiaten, Hawaiianern und Südamerikanern als vergleichsweise bei weißen Nordamerikanern (Cushman et al 2007).

Zusammenfassend bestätigt diese Meta-Analyse die Evidenzlage für eine restriktive und zurückhaltende Transfusionsstrategie in bislang allen Kollektiven.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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