Sind HLA-gematchte Thrombozytenkonzentrate effektiver?

Kreuger AL et al. HLA-matched platelet transfusions are effective only in refractory patients with positive HLA antibody screening.

Refraktäre Patienten können verbluten, wenn nicht durch die Gabe von HLA-kompatiblen Thrombozytenkonzentraten (TK) die Blutgerinnung wiederhergestellt werden kann. In Holland ist die Refraktärität als ein Anstieg von weniger als 7500/µl nach 2 TKs definiert. Meist führt dann eine Transfusion mit HLA-gematchten Thrombozyten aus Apherese-Spenden zum Erfolg. Idealerweise sind dabei alle HLA-Antigene auf den gespendeten Thrombozyten auch beim Empfänger zu finden. Oftmals sind aber nicht alle Patienten HLA-identisch zu versorgen, so dass auch ein oder mehrere Antigene unterschiedlich sein können (HLA A und B, grade A, BU und B2U Duquesnoy Kriterien). Mismatches sind akzeptabel, je nach Epitop-Anpassung der Antigene, Antikörperspezifität, Kreuzreaktivität, bekannte Verträglichkeit aus vorangegangenen Transfusionen etc.

Bei Patienten mit beobachteter Refraktärität werden oftmals Thrombozytenkonzentrate notwendig bevor der HLA-Status bekannt ist. Die Autoren der holländischen Studie versuchte nun herauszufinden, in welchen Fällen ein HLA-Abgleich unbedingt notwendig ist und wann ein Mismatch (eine Ungleichheit von mindestens einem HLA-Antigen) tolerabel ist. Das durchschnittliche Inkrement in Holland nach 1h beträgt 17,1.

Bei 581 Patienten mit hämatologischen Malignomen (die Hälfte mit akuter Leukämie) wurden in der präsentierten Studie 1068 Thrombozytenkonzentrate transfundiert. Bei den 427 komplett HLA-kompatiblen Transfusionen betrug das Inkrement nach 1h 14,09 (95% reference interval, 1.13 - 29.89). Im Vergleich dazu waren die Mismatch-Transfusionen um 14% weniger effektiver (n=290, Inkrement -1.94; 95% confidence interval [CI], -3.15 to -0.74). Bei Patienten mit dann später nachgewiesenen HLA-Antikörpern war das Inkrement von Thrombozyten mit HLA-Mismatch um 22% geringer (-3.09; 95% CI, -4.68 to -1.50) als bei übereinstimmenden HLA-Status. Waren keine HLA-Antikörper nachweisbar, waren die Inkremente vergleichbar effektiv -unabhängig davon ob HLA-Mismatch oder Match gegeben war. AB0-Inkompatibilität der Thrombozyten verringerte die Inkremente ebenfalls (Major- mehr als Minor-Inkompatibilität).

Daraus ist zu folgern, dass Refraktärität von Thrombozyten nicht alleine vom HLA-Status abhängt. Und dass refraktäre Patienten ohne nachweisbare HLA-Antikörper nicht gematchte Konzentrate brauchen. Eine wichtige Erkenntnis in der problematischen Versorgung dieser Patienten.

 

Pubmed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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