Sterblichkeit von Covid-19 bei hämato-onkologischer Grunderkrankung

Garcia-Suarez J et al.Impact of hematologic malignancy and type of cancer therapy on COVID-19 severity and mortality: lessons from a large population-based registry study. J Hematol Oncol 2020 Oct 8;13(1):133. doi: 10.1186/s13045-020-00970-7.

Unter allen Covid-19-Infizierten sind 2% Patienten mit eine malignen Grunderkrankung. Diese haben ein erhöhtes Risiko für die Aufnahme auf die Intensivstation, werden häufiger beatmet und habe ein erhöhtes Risiko zu versterben. Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen haben oftmals ein stärker unterdrücktes Immunsystem als Patienten mit soliden Tumoren. Erste kleine Fallserien von französischen Patienten bestätigen eine dramatisch gesteigerte Mortalität von 62% versus 8% bei  Patienten ohne maligne Grunderkrankung.

Eine spanische prospektive multizentrische Kohortenstudie beobachtete nun seit März 2020 knapp 700 Malignompatienten mit einer PCR-gesicherten Covid-19-Infektion. Davon hatten 69% ein lymphatisches (28% Non-Hodgkin-Lymphom (NHL), 20% mulptiples Myelom) und die restlichen 31% ein myeloisches (11% myelodysplastisches Syndrom (MDS), 9% Akute melodische Leukämie (AML) und 9% mit Philadelphia-Chromosom (Ph)-negativem myeloproliferativen Neoplasma) Malignom.

Die bei Covid-19 bekannte Kollektivzusammensetzung von insgesamt knapp n=700 eingeschlossenen Patienten war auch hier zu finden: Im Mittel 72 (Quartilen 60-97J) Jahre alt, männlich (60%), 80% mit Vorerkrankungen (Hypertension(40%), Herzerkrankung (20%), Diabetes (17%)).  EIngeschlossen waren stationäre wie ambulante Patienten.

Die Patienten bekamen zu 18% konventionelle Chemotherapeutika, zu 12% molecular-targets, zu 6% Immunmodulatoren und zu ebenfalls 6% monoclonale Antikörper zu Therapie der Grunderkrankung. Antivirale Medikation erhielten 58% aller Erkrankten. Stammzelltransplantiert waren insgesamt 12% aller Patienten, im Verhältnis autolog zu allogen 2:1.

Erkrankungsschwere: Die Schwere der Covid-19-Erkrankung war mit 62% überwiegend hoch/lebensbedrohlich, hingegen nur bei 23% mittelschwer und leicht bei 12%. Knapp die Hälfte (48%) der transplantierten Patienten erlitten zu 48% einen schweren Verlauf. Patienten mit einem schweren Verlauf waren älter und hatten mehr Komorbiditäten.

Sterblichkeit: Ein Drittel der schwer erkrankten hospitalisierten Patienten verstarb, zu 88% an Covid-19 innerhalb von 9 Tagen nach Diagnose. Mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert waren nach multivariater Adjustierung das Alter über 60J mit 2 Komorbiditäten (HR 1.4, 95% CI 1.05–1.90, vs. ≤2 comorbidities), akutes myeloisches Lymphom AML (vs. Non-Hodgkin-Lymphom NHL) sowie die aktive antineoplastische Therapie mit monoclonalen Antikörpern vs. keine aktive Therapie. Ebenso war die Sterblichkeit um 50% bei Patienten unter konventioneller Chemotherapie im Vergleich zu den Patienten, die gerade nicht unter aktiver Chemotherapie standen gesteigert (HR 1.50, 0.99– 2.29, p =0.0561).Das Mortalitätsrisiko bei einem schweren Krankheitsverlauf war durch eine antivirale Kombinationstherapie versus Placebo um das 2,2-fache gesenkt.

Das ist somit die erste Studie, die bestätigt, was schon zu vermuten war: Patienten mit Hämato-onkologischer Grunderkrankung haben 3 bi 4mal so häufig einen schweren Verlauf (62% vs. 15%) und eine erhöhte Sterblichkeit (33% vs.10%). Der entsprechende Neoplasmatyp AML und NPS wiesen dabei mit 44% und 42% die höchsten Sterblichkeitsraten auf.

Damit gehören diese Patienten mit einiger Sicherheit zu der Risikogruppe, was bei der Impfdebatte eine Rolle spielen sollte.

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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