Den Lagerungsschaden von Erythrozytenkonzentraten gibt es doch !!!

Rapido F. et al. Prolonged red cell storage before transfusion increases extravascular hemolysis. J Clin Invest 2017; 127: 375-82

 

Der Lagerungsschaden von Erythrozytenkonzentraten war zuerst verantwortlich für alle negativen Folgen von Transfusionen, dann war er aber ein klinischer Schaden in großen Studien bei verschiedenen Kollektiven nicht nachweisbar. Zuletzt wurde seine Existenz wieder ganz angezweifelt. Jetzt ist er einer guten prospektiven Studie nachgewiesen und hochrangig publiziert- in 6 Gruppen zu je 10 Spendern wurde untersucht, wie sich die Votalität und die Hämolyseparameter wochenweise verschlechtern.

Bei 52 freiwilligen Probanden wurden die entnommenen leukozytenreduzierten Erythrozytenkonzentrate randomisiert entweder 1,2,3,4,5 oder 6 Wochen gelagert und dann zurückgegeben. Die Lebensdauer der retransfundierten Erythrozyten wurde mit der klassischen radioaktiven Chrom51beladung gemessen und die intravaskulären Hämolyseparameter und der Eisenstoffwechsel (LDH, Haptoglobin, Transferrinsättigung, freies Hämoglobin und freies Eisen, indirektes Bilirubin, Hepcidin) bestimmt.

Es zeigte sich eine Eisenüberladung durch den Anstieg des nicht transferringebundenen Serumeisens innerhalb der ersten 20 Stunden nach Retransfusion vor allem bei den 6 Wochen gelagerten EKs ( 6.Woche gegen alle anderen Gruppen-p<0,001), des Anstiegs sowohl des Eisenspiegels, der Transferrinsättigung als auch des indirekten Bilirubins (p<0,05 und p<0,01, im Gruppenvergleich der Lagerungsperiode von 6 Woche gegen kürzere Lagerungsdauer p<0,001).  Hepcidin war unabhängig vom IL-6 Spiegel in den Gruppen der längeren Lagerung erhöht (Gruppenvergleich p<0,05).   

Die Marker für intravaskuläre Hämolyse waren auch in den Gruppen mit längerer Lagerungsdauer nicht erhöht. 

Die Lebensdauer der retransfundierten chrombeladenen Erythrozyten war mit jeder Woche signifikant erniedrigt (linearer Regression p<0,002).

Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass diese Studie bestätigt, dass es eine Schädigung der Erythrozyten in einer leukozytenreduzierten Standardlösung während der Lagerung gibt und dass diese mit der Lagerungsdauer zunimmt. Am Ende der 6 Wochen ist sogar die Stoffwechselkapazität von Gesunden nach nur einem EK erschöpft, um mit dem freien Eisen und den Zelltrümmern zurechtzukommen. In den bisherigen Meta-Analysen ist die Klientel der Kritischkranken eventuell zu wenig repräsentiert, um einen Einfluss auf das Outcome zu haben. Für diese Patienten erscheint es deshalb ratsam, doch nicht die ältesten Eks zu transfundieren. 

Pubmed

Rezensiert von T. Frietsch 

 

 

 

Zurück