Gibt es den Lagerungsschaden von Erythrozyten oder nicht? Ein neue Meta-Analyse

 Alexander PE et al. Transfusion of fresher vs older red blood cells in hospitalized patients: a systematic review and meta-analysis. Blood 2016; 127(4):400-10

Transfusion von alten Erythrozytenkonzentraten- schädlich oder nicht? In einer weiteren und in BLOOD hochrangig publizierten Meta-Analyse bestätigen die Autoren die Resultate der letzten Arbeiten: Ältere Blutkonserven schädigen die Patienten NICHT! Offensichtlich ist die Bedeutung eines Lagerungschadens („Storage lesion“) für die Erythrozyten klinisch nicht relevant.  Für frische Blutkonserven allerdings finden sich Hinweise, dass sie möglicherweise die Infektionsrate erhöhen… 

Im Gegensatz zu der letzten Cochrane Analyse von 2015, bei der die Auswirkungen der Blutlagerdauer auf die Sterblichkeit und die Komplikationsrate von Patienten untersucht wurde, hat diese Meta-Analyse zwei neuere Studien mit eingeschlossen (Steiner ME, Ness PM, Assmann SF, et al. Effects of red-cell storage duration on patients undergoing cardiac surgery. N Engl J Med. 2015;372(15):1419-1429 und Lacroix J, Hebert PC, Fergusson DA, et al; ABLE Investigators; Canadian Critical Care Trials Group. Age of transfused blood in critically ill adults. N Engl J Med. 2015;372(15):1410-1418.).  Der Einfluss der Lagerungsdauer auf die Sterblichkeit war mit einem RR von 1,02 (CI 0,94-1,14) nicht signifikant, ebenso wenig auf die Komplikationsrate (RR 1,02( CO0,91-1,14). Lediglich die Infektionsrate nach frischen Konserven war signifikant erhöht: RR 1,09 (CI= 1,00-1,18). Die Autoren-GRADE-Gruppe befand die Verlässlichkeit ihres Ergebnisses für den Einfluss auf die Mortalität und die perioperative Infektionsrate allerdings nicht so unveränderlich, als dass nicht zukünftige Studien nicht die Gewichtung der Meta-Analyse verändern könnten.

Da die Gruppen ins allen 12 kontrollierten Studien bezüglich der Definition von frisch und alten Erythrozyten erheblich variiert, ist die Gesamtaussage zu hinterfragen und  eine Übernahme für die eigene Praxis schwierig. Meine Meinung ist, dass eine Meta-Analyse dieser Datenheterogenität nicht möglich ist, auch wenn es dafür statistische Ausgleiche geben mag. EKs galten in den analysierten Studien als frisch, wenn sie weniger von 1,6 bis 12 Tage, als alt, wenn sie von 9-42 Tage lang gelagert waren. Die mittlere Lagerungsdauer unterschied sich in den Gruppen erheblich, in manchen wurde auch PAtienten ohne Bluttransfusion eingeschlossen, es wurden leukozytendepletierte und und nicht reduzierte Eis verwendet, Neonaten- und Erwachsenendaten im gleichen Topf analysiert. Meiner Ansicht sind die Ergebnisse nicht glaubhaft, obwohl sie mit der Publikation in „Blood“ beträchtliche Aufmerksamkeit bekamen. Jedenfalls ist die Vermutung einmal mehr ins Wanken gekommen, dass der Lagerungsschaden von Erythrozyten am schlechteren Outcome nach Bluttransfusionen verantwortlich ist.  

 

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Rezensiert von Thomas Frietsch

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