Thrombelastometrie bei Leberzhirrhose

Tangcheewinsirikul N et al. Viscoelastometric vs standard coagulation tests to guide periprocedural transfusion in adults with cirrhosis: A meta-analysis of randomized controlled trials. online ahead of print, 2021 Dec 15. Vox Sang.2021;10.1111/vox.13225.

Die Meta-Analyse von russischen Autoren über den Einfluss des Einsatzes eines Gerinnungsmanagements mit thrombelastometrischen Methoden auf das Outcome von Patienten mit Leberzirrhose zielte lediglich aus Erkenntnissen von randomisierten kontrollierten Studien (RCT).

Die vordefinierten Outcomes waren Nachblutungen, Transfusionsraten und -volumina, Transfusionsassoziierte Nebenwirkungen, Krankenhausverweildauer und Sterblichkeit. Verglichen wurde das Point of Care-Gerinnungsmanagement meist mit einem üblichen Standard der laborgestützten Analytik. Die Eingriffe umfassten endoskopische Interventionen sowie weitere invasive Eingriffe hin bis zur Lebertransplantation.

Insgesamt konnten 7 Studien eingeschlossen werden, die n=421 Patienten untersucht hatten (72.2% Männer im mittleren Alter von 49.1 Jahren. In 5 Studien wurde TEG verwendet, in 2 Anderen Rotem.

Das thrombelastographisch gesteuerte Gerinnungsmanagement hatte keinen Einfluss auf die Blutungsrate (RR: 1.05; 95% CI: 0.94 to 1.17), konnte aber sowohl die Transfusionsrate für therapeutisches Plasma (TP) und Thrombozytenkonzentrate (TK) (TP; RR: 0.52; 95% CI: 0.35 to 0.77 --- TK; RR: 0.34; 95% CI: 0.16 to 0.73) als auch die Anzahl der Einheiten (TP; mittlere Differenz (MD): −1.39 units; 95% CI: −2.18 to −0.60 --- TK; MD: −1.06 units; 95% CI: −2.01 to −0.12; Kryopräzipitat; MD: −7.13 units; 95% CI: −14.20 to −0.07). Die Transfusionsrate an Erythrozytenkonzentrate war unbeinflusst in beiden Gruppen. Das Risiko für transfusionsassoziierte Nebenwirkungen war bei Verwendung von Thrombelastometrie oder -graphie deutlich reduziert (RR: 0.42; 95% CI: 0.27 to 0.65). Die Gesamtsterblichkeit und die Krankenhausverweildauer war jedoch ohne Gruppenunterschied.

Vor allem in Studien zur Gastrointestinalblutung ergaben sich deutlichere Vorteile des Thrombelastometrie-gesteuerten Gerinnungsmanagements, was die Blutungs- und Transfusionsrate anging. Leider wurde für diese Subgruppe keine Auswertung der Mortalität und Krankenhausverweildauer durchgeführt.

Die Korrelation von INR und thrombelastischen Parametern war unzureichend, während Thrombozytenzahlen und Fibrinogenspiegel gut mit TEG MA bzw. EXTEM MCF sowie TEG alpha Winkel bzw. EXTEM/ FIBTEM MCF korrelierte. Die Verabreichung von Plasma konnte den INR, die von Thrombozytenkonzentraten die mittlere CLOT-Festigkeit im Rotem (MCF) nur unzureichend korrigieren. Insgesamt schlossen die Autoren, dass die Thrombelastometrie-gesteuerte besser als die Orientierung an den Routine-Laborparametern die unnötige Verabreichung der Gerinnungs- und Thrombozytenkonzentrate verhinderte.

Es erstaunt wenig, dass die Blutungsrate sowie die Mortalität oder die Krankenhausverweildauer durch das POCT Gerinnungs-Management nicht beeinflusst werden konnten. Ebenso wenig überrascht, dass bei Patienten mit existierender Synthesestörung von Gerinnungsfaktoren gerade in der Blutungssituation ein schnelles und zielgerichtetes Monitoring vorteilhaft ist. Trotz der geringen Fallzahl und der erheblichen Heterogenität der Fälle hat diese Analyse ein durchaus plausibles und glaubhaftes Ergebnis.

Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

Zurück