Transfusionen und aggressive intraoperative Beatmungseinstellungen verursachen ARDS

Serpa Neto A et al. Interaction between peri-operative blood transfusion, tidal volume, airway pressure and postoperative ARDS: an individual patient data meta-analysis. Ann Transl Med. 2018 Jan; 6(2): 23.

Das Zusammentreffen von intraoperativen agressiven Beatmungseinstellungen und postoperativen Bluttransfusionen verursacht ARDS. Eine Metaanalyse hat die Korrelation von perioperativen Beatmungseinstellungen mit der Transfusion von EK und FFP analysiert.

Die Meta-Analyse untersuchte die Verabreichung Tidalvolumina (TV) kleiner als 7ml/kg KG, 7-10ml/kg und größer als 10ml/kg und die Beatmungsspitzendrücke (PAW)unter 15cmH2O, 15-20cmH2O und über 20cmH2O intraoperativ mit der intra- oder postoperativen Verabreichung von Blutprodukten.

Eingeschlossen wurden 3 659 Patienten aus 17 kontrollierten (RCT, n=14) und Observations-Studien (OS, n=3), wobei der Anteil der meisten Patienten aus den RCTs stammte (z.B. transfundierte n=536 versus nicht transfundierte n=1465).

Postoperatives ARDS ereignete sich im Zusammenhang mit mindestens einem Blutprodukt bei Patienten in 7.2% und ohne Bluttransfusion in 2,5% [adjusted hazard ratio (HR), 2.32; 95% confidence interval (CI), 1.25–4.33; p=0,008]. Je mehr EInheiten transfundiert wurden, desto höher war die Inzidenz des ARDS (mehr als drei Einheiten 10.7% gegenüber 2.7%).  

Die Art der transfundierten Blutprodukte wirkte sich ebenfalls auf die Inzidenz des ARDS aus- mindestens eine Einheit FFP (adjusted HR, 3.52; 95% CI, 2.88–5.01; p=0,003), min. ein EK (adjusted HR, 2.36; 95% CI, 1.27–4.41; p=0,007) und war in Kombination am höchsten (EK und FFP) (adjusted HR, 8.63; 95% CI, 6.09–14.65; P<0,001).  

Die Beatmungseinstellungen in Zusammenhang mit der Notwendigkeit zur Transfusion potenzierten das Risiko für ARDS: Die Inzidenz des postoperativen ARDS war vielfach höher bei transfundierten Patienten, die mit Tidalvolumina >10 mL/kg KG und Atemwegsdrücken >20 cmH2O beatmet wurden im Vergleich zu den Patienten, die mit kleinen TV ≤7 mL/kg beatmet wurden und keine Transfusion benötigten (42.9% vs. 1.0%; p<0.001). Die Toleranz von hohen Beatmungsdrücken von >20 cmH2O bei transfundierten Patienten (EK und FFP) verursachte ebenfalls eine höhere ARDS -Rate im Vergleich zu Patienten, die mit schonenen Beatmungsdrücken (≤15 cmH2O) wurden und keine Transfusion benötigten (25% vs. 1.4%; p<0.001).

Im Klartext: Schonende Beatmungseinstellungen intraoperativ sind bekanntermaßen outcome-relevant, nicht nur mit oder oder postoperative Transfusionsbedürftigkeit (siehe z.B. Yang et al. Ann Surg 2016,  Ladha et al. BMJ 2015, Guay et al. Cochrane Database Syst Rev 2015,  Fernadez-Perez et al Thorax 2006). Bei den Patienten, die postoperativ transfundiert werden müssen, scheint sich die pulmonale Vorschädigung durch eine aggressive Beatmung in ein Versagen des Organs Lunge zu aggravieren, und zwar dosisrelevant, auch wenn nur ein FFP gegeben wird.

Ein klares Signal gegen die Verabreichung prophylaktischer und unnötiger Bluttransfusion in nicht dringend indizierten Situationen und unzureichender Dosis.

Pubmed 

Für Sie gelesen von T. Frietsch

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