Was ist die effektivste Methode im Patient Blood Management?

Holten D et al. Transfusionstrigger in der orthopädischen Hüft- und Kniegelenks-Endoprothetik. Z Orthop Unfall. 2017; Sep 18. doi: 10.1055/s-0043-113822. [Epub ahead of print]

In Sindelfingen wurde die Effektivität einer einfachen und zweckdienlichen Maßnahme untersucht: Bis 2015 gab es nur die Aufforderung an die Ärzte, die Empfehlungen der Richtlinein und Querschnittsleitlinien einuzhalten. Danach wurde eine Checkliste eingeführt, die zur Anforderung der Blutkonserven IMMER ausgefüllt werden MUSSTE, die die Indikation der Bluteinheiten richtliniengerecht dokumentiert und an die Einhaltung der Querschnittsleitlinien erinnert. 

Der Vergleich der retrospektiven Daten vor EInführung dieser Maßnahme wurde mit gleich vielen, prospektiv erhobenen Daten von mehr als 400 Patienten verglichen. Andere fremdblutsparende Methoden wurden nicht eingesetzt.

Die Effekte waren deutlich:  Die Transfusionsrate um 8% niedriger, die durchschnittliche Hämoglobinkonzentration vor um ca 1g/dl signifikant niedriger, der Anteil der Transfusionen bei einer Hämoglobinkonzentration über 8,0 g/dl signifi- kant von 65%  auf 10% gesunken, die postoperative Verweildauer um einen knappen Tag signifikant kürzer, aber der Hämoglobinspiegel bei Entlassung gleich über 10g/dl.

Die dafür verantwortliche Checkliste muss man sich deshalb genauer anschauen- eigentlich kein Zaubermittel. Sie enthält nur 6 Ankreuzmöglichkeiten, je nach Hb-Konzentration, Symptomatik und Indikation. Darin beinhaltet ist die Möglichkeit, einen Blutungsnotfall zu deklarieren, bei dem, ungeachtet der bisher gemessenen Hb-Konzentration, ohne Zeitverzug Erythrozytenkonzentrate angefordert werden können. Und auch weiterhin die Möglichkeit, eine EK-Transfusion außerhalb der angegebenen Empfehlungen zu indizieren, wenn diese begründet werden kann.

Der Weg zur erfolgreichen Umsetzung: Nur bei Vorlage einer vollständig ausgefüllten Checkliste werden Erythrozytenkonzentrate von der Blutbank der Einrichtung ausgegeben; daher muss die Checkliste bei Indikationsstellung zwingend vom transfundierenden Arzt bearbeitet werden.  Zitat Dr. Holten vom Klinikverbund Südwest: "...Der Modus der Implementierung der Checkliste im Krankenhausbetrieb ist das Entscheidende. Bei uns werden nur Konserven von der Blutbank ausgegeben, wenn der Abholer eine vollständige und unterschriebene Checkliste mitbringt. Dadurch "zwingen" wir die transfundierenden Ärzte dazu, die Indikationen zu überprüfen..."

Und noch ein weiterer Vorteil: Durch den Verbleib in der Akte, kommt die Checkliste der in den Richtlinien der Bundesärztekammer zur Anwendung von Blutprodukten geforderten Dokumentation der Indikation zur Transfusion mit Blutprodukten nach. Die Möglichkeit der Erstellung einer Jahresstatistik zur Qualitätssicherung für interne Audits und Peer Reviews ist zusätzlich gegeben. (siehe unten: die Checkliste/Anforderungsformular als PDF zum Download, sie kann aber in das jeweilige Softwareprogramm , z. B. Swisslab/Lauris Programm oder anderen programmiert werden)

Ein kleine Maßnahme, große Wirkung und bessere Behandlungsqualität! Ich finde, ein tolles Beispiel dafür, dass die einfachsten Maßnahmen  die Effektivsten und überall durchführbar sind. Da braucht man nicht einmal den ebenso effektiven elektronischen Anforderungsmodus und ein "Clinical Decision Support"-System wie der von Tim Goodnough in Stanford. 

DIe IAKH hat von den Autoren die Copyright-rechte für ein Musterformular erhalten- das können die Mitgliede im Downloadbereich herunterladen. Großer Respekt und unser Dank nach Sindelfingen.

 Pubmed

 

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