Tranexamsäure in der Unfallchirurgie auch ohne POCT-Diagnostik unbedenklich?

Metaanalyses in Tranexamic Acid in Orthopaedic Surgery. J Orthop Trauma. 2017 Oct;31(10):520-525 & J Orthop Trauma. 2017 Oct;31(10):513-519.

Ist Tranexamsäure (TXA) auch bei der traumatisch induzierte Koagulopathie (TIC) wirksam und sicher? Da die prophylaktische Gabe des Antifibrinolytikums ohne Nachweis einer Hyperfibrinolyse selbst beim polytraumatisierten Patienten eine "Blindgabe" darstellt, die eventuell zu Thrombosen und Embolien führen kann, war eine Überprüfung in dieser Indikation notwendig.

Tranexamsäure bewirkt dosisabhängig als kompetetiver oder nicht-kompetetiver Hemmer des Plasminogens eine gehemmte oder in hohen Dosierungen gänzlich blockierte Fibrinolyse. Bekannte unerwünschte Wirkungen sind allergische, gastrointestinale , orthostatische, epileptische, thomboembolische Reaktionen, sowie gestörtes Farbsehen. (siehe auch den Vortrag von I. Pekrul auf den TG 2017, Mitgliederbereich). Für die Gefahr des vermehrten Auftretens von Thromboembolien  als Folge von TXA existiert bislang keine Evidenz. Hyperkoagulobile Reaktionen sind aber denkbar, insbesondere bei großen Blutverlusten, örtlichen Mikrozirkulationsstörungen und zusätzlichen Gefäßerkrankungen.

Die eine, jetzt veröffentlichte, aktuelle Meta-Analyse untersuchte den Einsatz von Tranexamsäure bei 7 Studien mit 599 Patienten mit Knochenbrüchen (Amer et al.Efficacy and Safety of Tranexamic Acid in Orthopaedic Fracture Surgery: A Meta-Analysis and Systematic Literature Review. J Orthop Trauma. 2017 Oct;31(10):520-525.) Die Anwendung von TXA reduzierte den intraoperativen Blutverlust um ca. 330 mL (P = 0.009), verringerte die Transfusionsrate um beinahe die Hälfte (RR= 0.54 (P < 0.001)) und verkleinerte den Abfall des Hämoglobinspiegels um 0.76 g/dL (P < 0.001). Und das, ohne vermehrt thromboembolische Komplikationen zu verursachen(P = 0.24).

Die zweite, in der gleichen Ausgabe veröffentliche Meta-Analyse (Gausden et al. Tranexamic Acid in Orthopaedic Trauma. J Orthop Trauma. 2017 Oct;31(10):513-519.)untersuchte den jüngsten Einsatz von 2014-2016 bei 1333 Patienten aus 12 Studien generell in der Traumatologie. TXA verringerte das Risiko transfundiert zu werden um mehr als die Hälfte  [OR 0.407; 95% confidence interval (CI) 0.278-0.594, I = 34, Q = 17, P ≤ 0.001], den intraoperativen Blutverlust um 304 mL (95% CI, 142-467 mL) (I = 94, Q value = 103, P < 0.001). In der Kontrollgruppe war kein erhöhtes Thrombo-Embolierisiko messbar (OR 0.968; 95% CI, 0.530-1.766, I = 0, Q value = 5, P = 0.684).

Obwohl die Fallzahl beider Analysen noch gering ist, gibt es nach wie vor sehr wenig Bedenken gegen den Einsatz von TXA. Aber sicherer wäre es schon, wir hätten noch mehr Daten...

zur ersten Analyse Amer et al. PubMed, zur weiteren Gausden et al. Pubmed

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