Monitoring der Tranexamsäurewirkung für die postpartale Blutung

Shakur-Still HR et al. Effect of tranexamic acid on coagulation and fibrinolysis in women with postpartum haemorrhage (WOMAN-ETAC). Wellcome Open Res 2018, 3:100

Die Behandlung der postpartalen Blutung mit Tranexamsäure ist effektiv. Wenn es aber stark weiter blutet, der Blutverlust extrem hoch ist, Repetitionsgaben klinisch mehr als notwendig sind, wie lässt sich die Dosierung überwachen? Oder wenn es gar zu einer plötzlichen Beendigung der Fibrinolyse mit oder ohne Tranexamsäure kommt?

Schließlich hat eine Nachanalyse der CRASH-2-Studie (Randomization of an Antifibrinolytic in Significant Hemorrhage), einer großen Studie zum Tranexamsäureeinsatz bei über 20 000 Polytraumapatienten, ein um das 1,44 höheres Mortalitätsrisiko nachgewiesen, wenn Tranexamsäure später als 3h nach dem Trauma gegeben wurde (Roberts et al. Lancet 2011). Um die potenzielle Thromboemboliegefahr nicht zu erhöhen, müsste es diagnostische Anhaltspunkte geben, die weitere Therapie zu steuern.

Das ist der Sinn einer lesenswerten Publikation eines Denver Autorenteams: In ihrem Free Access Artikel wird zwischen physiologischer Fibrinolyse, post-traumatischer Hyperfibrinolyse und Gewebsplasminaktivator (tPA)-Resistenz (Fribrinolysis shutdown-FS), einer Fehlregulation des Plasminogen-Plasmin-Systems unterschieden. Das hat die Forschergruppe nämlich experimentell im Tierversuch unterschieden.

Auch in den Thrombelastographiebefunden der eigenen Datenbank mit 180 Trauma- Patienten ergaben sich hinweise hinsichtlich dieser Gerinnungspathologie und deren Einfluss auf die Mortalität nach massivem Blutverlust: Wurde ein Hyperfibrinolyse-Muster gemessen, betrug die Mortalität 66%. Multiorganversagen dagegen führte in der Hyperfibrinolysegruppe in nur 7% zum Tod, aber in der FS-Gruppe in 40%. Die Autoren schließen aus der höheren Rate an Organversagen der mit Tranexamsäure behandelten verletzten, dass die Behandlung in dieser Gruppe zu vermehrten thrombotisch bedingten Organschäden geführt haben könnte. Sie führen ihre derzeitige prospektive Studie zu diesem Nachweis fort.

Die FS- Pathologie ist allerdings nur thrombelastographisch von anderen zu unterscheiden, auch nicht durch den TISS-Score zur Verletzungsschwere oder die Schockdauer.

Die Autoren fordern bis zum Abschluss ihrer Studie die TEG oder ROTEM gesteuerte Tranexamsäure-Therapie.

PBM                     

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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