Umsetzung der Hämotherapie-Leitlinien in Frankreich

Fillet A-M,Desmaret M, et al. Blood products use in France: a nationwide cross-sectional survey. Transfusion 2016, 3. Nov., epub ahead of print

Die Leitlinien-Treue der Blutprodukteverordnungen in Deutschland ist unbekannt. Die Franzosen und Engländer haben mit Ihren Querschnitts-Untersuchungen eines zufälligen Wochentages im Jahr ein probates Mittel entwickelt, das ihnen Einblick in die tatsächliche Anwendung, den Verbrauch und die Indikationsstellung erlaubt. Eine solche Stichprobe des größten nationalen Blutprodukteherstellers wurde 2006 und 2011 in Frankreich durchgeführt. Die Anwendung der Blutprodukte i Frankreich durch das EFS (Etablissement Francais du Sang) ist mit einer telefonischen Beratungsmöglichkeit für den Anwender verbunden. Bei einem Fünftel der Verordnungen wurde das auch in Anspruch genommen , und daraufhin ein Drittel der Verordnungen geändert!  (siehe dazu auch den Artikel in derselben Transfusion Ausgabe von TL Goodnough Erfahrungsbericht aus Stanfort mit dem Clinical Decision Support CDS (Goodnough et al. How I use clinical decision support to improve red blood cell utilization. Transfusion 2016; Oct;56(10):2406-2411.)

 

Innerhalb von 24 Stunden wurden beinahe 11 000 Blutprodukten bei knapp 5000 Patienten angewendet, davon ca. 8700 EKs, 850 TKs und 1260 FFP. Der Anteil der hämato-onkologischen Patienten war mit 46% der größte und über alle Altersgruppen verteilte Transfusionskontext, gefolgt von Transfusionen im chirurgischen Zusammenhang; perioperativ 34%: Traumatologie/Orthopädie 12,2% für meist ältere Patienten > 80J der führende Grund, Viszeralchirurgie 11,8%. Rein konservative, anderweitig transfundierte Krankheitsentitäten waren Hämodialyse (3.6%), Geburtshilfe(1.0%) und Neonatologie(0.6%). Der Anteil der über 80 Jährigen in der Verbrauchsanalyse stieg von 24% (2006) auf 29% (2011).

Bei einem Drittel aller Anwendung war ein Zusammenhang mit der gerinnungshemmenden Komedikation zu verzeichnen. Die flächendeckende Anwendung von ASS, Kumarinen, Thombinantagonisten und Plättchenhemmer hat also wesentlichen EInfluss auf den Blutprodukteverbrauch.

Ek-Anwendungen über einem Hb-Gehalt von 10g/dl waren auf aktive Blutungen und den chirurgischen, meist orthopädisch/traumatologischen Kontext konzentriert. Der Anteil prophylaktischer Thrombozytengabe war mit 34% relativ hoch, aber weitgehend in Übereinstimmung mit den französischen Richtlinien. FFP wurden mit 3 Einheiten im chirurgischen Kontext und 2 Einheiten im konservativen Zusammenhang relativ unterdosiert.

Insgesamt ein sehr lesenswerter Bericht, bei dem man sich wünschen würde, diese Daten wären auch für Deutschland so erhhebbar.

Pubmed

Rezensiert von T. Frietsch 

 

 

 

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