Universelles Vollblut für den Blutungsnotfall?

Seheult JN et al. Safety profile of uncrossmatched, cold-stored, low-titer, group O1 whole blood in civilian trauma patients. Transfusion 2018; May, epub ahead of print

Universal-Vollblut für den Blutungsnotfall?

In den USA wird seit längerem die Verwendung mit homologen Vollblutes der Blutgruppe 0 für Polytraumen propagiert (siehe auch die Publikation einer internationalen Umfrage von Yazer et al. über die Bereitschaft zum prähospitalen Einsatz von Blutprodukten ("Vox Sanguinis International Forum on the use of prehospital blood products and pharmaceuticals in the treatment of patients with traumatic haemorrhage " Vox Sang 2018 epub ahead of print DOI: 10.1111/vox.12678).

Die Hämolyserate bei den Empfängern sollte dann gering sein, wenn die Antikörpertiter gegen andere Blutgruppen niedrig sind. Solches niedrig-titriges Vollblut kann gewonnen und für bis zu 12 Tagen gelagert werden. Mittels eines Schnelltests können aus dem Vollblut Anti-A und Anti-B IGM Titer bestimmt werden. Einheiten mit niedrigen Titern (<50) werden als Vollblut gelagert, die anderen weiterverarbeitet zu Komponenten. Werden dann im Blutungsnotfall 4 bis 6 Konserven bei erwachsenen Patienten bis zur Versorgung mit blutgruppenidentischen Komponenten verabreicht, sollte die beim Empfänger gemessene Hämolyserate gering sein.

Das wurde an 2 Trauma-Level-1-Zentren in Pittsburg, PA, USA getestet: Verglichen wurde die Reaktion bei Empfängern mit Blutgruppe Null und Empfängern mit anderen Blutgruppenmerkmalen. 269 Patienten wurden eingeschlossen, davon verstarben 97 innerhalb der ersten 24h. Von den restlichen Patienten erhielten n=70 mit Blutgruppe 0 und n=102 mit den Blutgruppen A, B oder AB (Nicht 0) das "universelle" Vollblut (alle im Mittel 600ml (300-4300ml), bei n=23 vs. 14 (0 vs. Nicht 0), die mehr als 3 Einheiten VB brauchten im Mittel 1200ml (900-2520ml)).

Es fanden sich keine Transfusionsreaktionen und keine Patienten mit Hämolyse. Nur ein Viertel (24%) der bereitgestellten Vollblutkonserven wurden verbraucht vor dem 10 Lagerungstag. Der Rest wurde am 11. Tag in Erythrozytenkonzentrate weiterverarbeitet, die Verwurfrate war bei 12%.

Dieser Artikel demonstriert eine Strategie, die davon ausgeht, dass die Logistik der Komponententrennung und -Therapie bei diesen Patienten in der ersten Phase unnötig aufwendig ist, da der aktiv blutenden und hypotone Patient genau die Mischung an Zellen und Gerinnungspotenzial wieder zugeführt bekommt, die er verloren hat. Das ist theoretisch, physiologisch, logistisch wie systematisch kritisch zu hinterfragen. Und die Fallzahl war sehr klein...

Pubmed

Für Sie gelesen von T. Frietsch

 

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