Vermeidung von TACO durch volumenreduziertes lyophilisiertes Plasma

Bulle EB, Klanderman RB, de Wissel MB, et al. Can volume-reduced plasma products prevent transfusion-associated circulatory overload in a two-hit animal model?. Vox Sang. 2023;118(3):185-192. doi:10.1111/vox.13395. Online ahead of print.

Vermutlich ist die Volumenüberladung (TACO) neben den immunologischen Nebenwirkungen der Transfusionstherapie die häufigste und schwerwiegenste Nebenwirkung. Zumindest weist der letzte SHOT-Report darauf hin. Wenn nun das Volumen der plasmatischen Blutprodukte durch Lyophilisierung reduziert, bzw. nur noch Gerinnungskonzentrate zur Anwendung kämen, könnte dann das TACO vermieden werden?

Wir berichteten über einen ebenso aktuellen Übersichtsartikel von C. von Heymann et al. zu den Indikation für therapeutisches Plasma aus den letzten Tagen.

Zum Problem der Volumenüberladung hat nun die Arbeitsgruppe um Alexander Vlaar aus Amsterdam einen Tierversuch angestrengt.

Die Forscher verglichen bei Ratten mit einem standardisierten Myokardinfarkt, einer Anämie (Hkt. 30%) und einer eingeschränkten Herzleistung die Reaktion auf die gleichmäßige (8ml/h) Transfusion von entweder

4 Volumenäquivalenten des - Standardplasmas, - lyophilisertem Plasma (ca.85% des Standardvolumens nach Auflösung des Pulvers) oder -hyperonkotischer Plasmalösung (Auflösung des Lyoplas in weniger Volumen (ca 20% des Standardvolumens).

Gemessen wurde im Verlauf der Verabreichung der Anstieg des enddiastolischen linksventrikulären Drucks (LVEDP entspricht dem pulmonalen Kapillardruck als in seiner Höhe für ein Lungenödem relevanter Parameter), die Kreislaufparameter (z.B. arterieller Druck, Herzauswurfleitung und -Index, etc.)während und nach der Volumenbelastung, sowie das Lungengewicht als Maß für das entstandene Lungenödem. 

In der Gruppe mit volumenreduzierter, hyperonkotischer Therapie war das transfundierte Volumen deutlich reduziert. Das war aber ohne Auswirkung auf den Anstieg des LVEDP: Dieser stieg in allen drei Gruppen ohne großen Unterschied. In der volumenreduzierten-hyperonkotischen Plasmatransfusion entstanden im Trend eher höhere LVEDP als in den Vergleichsgruppen. Die Kreislaufparameter, Beatmungs- und Lungenfunktionsparameter als auch die Lungengewichte waren ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.  Ein Lungenödem konnte in keiner der Gruppen produziert werden.

Die Forscher hatten in einer vorangegangenen Arbeit zeigen können, dass die Effekte der volumenreduzierten Plasmatransfusion im Vergleich zur Infusion von Kristalloiden auf die untersuchten Parameter deutlich höher waren. Und obwohl die transfundierten Volumina in der hyperonkotischen Gruppe geringer waren, waren die Auswirkungen von verschiedenen Plasmavolumina auf Lunge und Kreislaufparameter ohne Unterschied.  Die Hoffnungen, mit einer hyperonkotischen Plasmalösung die Ödembildung in der Lunge bei geringerer Kreislaufbelastung zu verringern, bestätigten sich somit nicht. Ob die Fortführung der Pilotstudie OCTA-PLAS zum klinischen Einsatz von Lyoplas bei intraoperativem Blutverlust die erwünschten Effekte auf Morbidität, Lungenödem, TACO und Mortalität als gut-gepowerte Anwendungsstudie haben wird, bleibt abzuwarten.

Wenn auch dieses Experiment kein Lungenödem produzieren konnte, so zeigt es uns, dass unsere Erklärungsmodelle und Vorstellungen zum TACO noch nicht plausibel sind. Obwohl die Vermeidung eines der relevantesten Strategien wäre...

Pubmed

Open Access

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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